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Predigten zu 1. Mose 3,1

"Und die Schlange war listiger als alles Getier des Feldes, das der HERR Gott gemacht hatte; und sie sprach zu dem Weibe: Hat Gott wirklich gesagt: Ihr sollt nicht essen von jedem Baume des Gartens?"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde."

Das erste Wort, das über den Satan gesprochen wird, heißt: "Listiger, als alle andern!" Ja, er ist das listigste aller Geschöpfe, unser Erzfeind, vor dem wir uns aufs äußerste zu hüten haben. Er hat die Menschen verführt und ins Elend gestürzt. Listig ist er zu Werke gegangen. Kaum merklich führt er aus der gottgewollten Richtung heraus: Falsche Weichenstellung! Ganz allmählich nur ändert sich die Richtung. Gibt man dem Verführer nur im Geringsten nach, dann geht es schnell weiter in der verkehrten Richtung. Darum gilt es: Wachen! Wachen! Wachen! Seine zweite List: Er machte den Menschen unzufrieden. Tausend und abertausend Bäume (Kap. 2, 9), "lustig anzusehen und gut zu essen" rings um ihn her. Aber das ist alles nichts gegen den Einen, den Verbotenen! "Wenn du das nicht hast, ist alles übrige wertlos." -

Ach, so verführt Satan bis heute Tausende von jungen Menschen. Er lockt sie auf halbdunkle, mondscheinbeleuchtete Wege, deren Ende ein Abgrund ist. Darum: Wachet! Wachet! Wachet! - Glänzende Erwartungen weckt der listige Feind. "Ihr werdet sein wie Gott!" Auf die höchste Höhe führt er den Menschen hinauf und stürzt ihn in die tiefste Tiefe. Ach! wäre der Mensch in der Demut geblieben! - Darum: Wachet! Wachet! Wachet! - Sein schändlichstes Werk begeht Satan dadurch, dass er direktes Misstrauen gegen Gott in das Herz des Menschen sät. "Klein will er euch halten und dumm! Er gönnt euch nichts! Das allerbeste hat er euch mit Absicht vorenthalten!" Ach, dass der Mensch nicht gleich rief: "Hebe dich weg von mir, Satan!" Er hat dem Misstrauen gegen Gott das Herz geöffnet. Dieses Misstrauen aber ist die eigentliche Sünde der Welt. An diesem Schlangengift krankt die Menschheit. Nur echter Glaube bringt uns Heilung.


Autor: Martin Luther (* 10.11.1483; † 18.02.1546) theologischer Urheber der Reformation
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Die alte Schlange

»Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.« Aus dieser Bitte lernen wir, dass wir Christen auf Versuchungen nicht nur vorbereitet sein müssen, sondern mit Sicherheit täglich damit rechnen sollten, ohne Unterlass angefochten zu werden. Niemand darf so selbstsicher und unachtsam dahingehen, als sei der Teufel noch weit entfernt. Stattdessen müssen wir seine Schläge erwarten und uns ihm widersetzen. Auch wenn ich im Augenblick keusch, geduldig oder freundlich bin und fest im Glauben stehe, so wird der Teufel doch zur selben Stunde einen Pfeil ins Herz schießen, dass ich kaum standhalten kann. Denn er ist ein solcher Feind, der nie ablässt oder müde wird, und wo eine Anfechtung aufhört, da stellt sich sofort eine neue ein. Darum gibt es keinen Rat oder Trost, als von Herzen zu Gott zu reden: »Lieber Vater, Du hast mir befohlen zu beten, so bitte ich: Lass mich in dieser Versuchung nicht zu Fall kommen!« Dann wirst du erleben, dass die Versuchung schwächer wird und endlich überwunden werden kann. Wenn du stattdessen wagst, dir mit eigenem Rat und Nachdenken zu helfen, wirst du es nur noch schlimmer machen und dem Teufel Raum geben. Denn er hat einen Schlangenkopf, der überall hineinschlüpfen kann, wo er eine Lücke findet, und dann folgt unaufhaltsam sein ganzer Leib nach. Das Gebet aber kann ihm wehren und ihn zurücktreiben.


Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Und die Schlange sprach zum Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben?"

O, dass jeder um des ewigen Wohles seiner teuren Seele willen ein für allemal das lernte, was die eigentliche Hauptsache aller Bestrebungen des Teufels mit uns ist und wovon es abhängen wird, ob wir errettet oder von diesem Feind gefangen sein werden! Das ist nämlich der Punkt, den der Teufel zuerst angriff, nämlich die Frage nach dem Wort Gottes. Sollte man bestimmt glauben, was Gott gesagt hat, oder könnte man mit eigenem Nachdenken nicht auch einen Grund finden, etwas anderes zu glauben? Wahrlich, auf diesem Punkte wird der Ausgang des Streites mit dem Feind unserer Seele beruhen.

Als ein alter Christ viele Jahrzehnte hindurch mit dem Satan gekämpft hatte und zuletzt mit kurzen Worten ausdrücken wollte, was die Hauptsache gewesen sei, wovon es immer abgehangen habe, ob er stehen oder fallen würde, da musste er sagen: "Das hat darauf beruht, inwiefern ich mich an das Wort Gottes habe halten können, oder ob ich im Gegenteil dasselbe aus den Augen verloren und angefangen habe, nur zu denken, frei nach eigenem Gutdünken außerhalb des Wortes zu denken und mit eigenen Meinungen und mit denjenigen anderer hin und her zu schweben." - Ja, davon hängt es in allen Versuchungen ab.

Woher kommt es, dass ein Christ, der zu einer Zeit vor einem blossen flüchtigen Gedanken an eine gewisse Sünde mit Grauen erfüllt wurde, während sie selbst noch weit entfernt war, zu einer anderen Zeit geradezu ein Bündnis mit derselben Sünde schließen und sicheren, unerschrockenen Mutes anfangen kann, sie zu üben und zu verteidigen? Das kommt nur daher, weil er in den Zeiten der Versuchung die Augen von den Geboten Gottes weggewendet und auf diese Sünde gerichtet und angefangen hat, frei über die Sache zu denken, ohne auf das Wort zu blicken.

Woher kommt es, dass Menschen im Namen der Religion und des Gewissens "um des Herrn willen" die größten Torheiten unternehmen und das zu guten und heiligen Werken machen, was der Herr nie von uns begehrt hat, ja, was Er sogar verboten hat, und andererseits solches zur Sünde machen, wovon der Herr in Seinem Wort nie geredet hat, wie so viele Beispiele in der jüdischen und päpstlichen Kirche zeigen, die leider auch unter uns oft zutagetreten? Das kommt nur daher, weil man nicht darauf achtet, wie Gott geredet hat. Man meint, man hat ein Gefühl, eine innere Stimme, die so oder so sagt, oder weil andere Menschen es so meinen und sagen, nicht aber, weil der ewige Gott es gesagt hat.

Woher kommt es, dass ein kämpfender Christ wegen seiner Sünden und Mängel die Zuversicht zur Gnade und zu Gottes Freundschaft verliert, fremd und scheu seinem Heiland gegenüber ist und in dem knechtischen Geist gefangen wird trotz allem, was uns das Evangelium Gottes von Christus, von der ewigen Gnade und der Freiheit vom Gesetz, die Er uns erworben hat, sagt? Nur daher, weil der Mensch seinen Blick vom Wort Gottes ab und in sich hineinrichtet und anfängt zu denken und nun meint, es sei ganz unmöglich, dass er ein Kind und Freund Gottes sein könnte, da er so und so ist und sich fühlt.

Ach, dass man die Wahrheit in die Ohren und Herzen aller Kinder Gottes hineinrufen könnte, so dass die Berge erbebten: Alle Macht des Satans über dich beruht darauf, ob er dein Auge vom Wort Gottes abwenden kann. Alle deine Siege werden davon abhängen, ob du beim Wort Gottes bleiben kannst. Was sagt Gottes Wort? Sieh nur darauf, was Gott geredet hat! Davon wird alles abhängen. Alles ist Torheit, alles ist falsch, was geistlich scheinen will, aber nicht im Worte Gottes begründet ist. Nur das ist gut und heilig, was Gott geboten hat. Nur das ist Sünde, was Er verboten hat. Was Er Sünde nennt und verbietet, das ist Sünde und sehr gefährlich, wenn auch dein Herz tausendmal nein dazu sagt und wenn auch die ganze Welt mit allen Heiligen und Gelehrten es für unschuldig hielte. Was Gott gut und heilig nennt, das ist gut und heilig, wenn auch du mit der ganzen Welt es für unheilig hieltest. Und was Er nicht besonders genannt hat, das muss immer nach dem Gebot der Liebe beurteilt und angewandt oder aber vermieden werden, je nachdem es für den Augenblick dir oder deinem Nächsten gut oder schädlich ist. So steht die Grundregel fest: Was Gott nicht in bestimmten Worten oder in dem allgemeinen Gebot der Liebe geboten hat, das ist kein gutes Werk, mag es auch den herrlichsten Schein in deinen Augen oder in den Augen anderer haben. Was Gott nicht in bestimmten Worten oder in dem allgemeinen Gebot der Liebe verboten hat, das ist keine Sünde, wenn es auch dir und allen Menschen in der Welt anders scheint. Alles beruht auf dem Wort Gottes. Wenn du das nicht festhältst, dann wirst du stets ein Rohr sein, das von allen Winden hin und her bewegt wird. Und dann kann der Teufel dich führen, wohin er will.

Wie kräftig wird uns das in dem denkwürdigen Streit zwischen dem Satan und dem Herrn Christus gepredigt, in welchem Er die heiligsten und reinsten Worte Gottes hätte reden können, dem Satan aber nicht mit einem einzigen eigenen Worte, sondern nur mit denen der Schrift antwortet: "Es steht geschrieben." Bedenke dein ganzes Leben lang, dass der Herr Jesus nichts anderes gegen den Satan zu sagen wusste als nur dieses: "Es steht geschrieben." Wahrlich ein starker Donnerschlag gegen alle unsere eigenen Gedanken und Meinungen und ein ewiges Zeugnis dafür, dass alles, was den Teufel mit seinen Versuchungen überwinden wird, nur dieses ist, sich an dem festzuhalten, was Gott geredet hat.

Deinem Worte will ich trauen Und darauf beständig schauen; Sonst ist doch kein Licht vorhanden, Fremde Lehre macht zuschanden;

Aber Dein Gesetz und Gnade Leitet mich auf rechtem Pfade. Herr, mein Glauben und mein Lieben Hat den Grund: Es steht geschrieben.


Autor: Adolf Schlatter (* 16.08.1852; † 19.05.1938) schweizer evangelischer Theologe und Professor fürs Neues Testament
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Wie klein ist der Verstand eines Menschen neben der Klugheit einer Schlange! Sie verzweifelt nicht, läuft nicht ratlos hin und her und macht keine dummen Streiche. Messen wir den Menschen nur nach den Leistungen seiner Sinne, seines Verstandes und seines Gedächtnisses, dann bleibt er weit hinter den geistigen Leistungen der Tiere zurück. Das gibt dem Tier die für uns versuchliche Macht, weil im Tier ein großer Verstand ohne Hemmung und Einschränkung im Dienst seiner Triebe steht. Wenn ich nichts anderes als Verstand wäre, warum sollte ich nicht das Tier nachahmen und dasjenige Maß von Verstand, das ich habe, so brauchen, wie das Tier den seinigen braucht, eben dazu, dass ich alles erjage, wonach mein Gelüsten verlangt? Dem lockenden Beispiel des Tieres tritt zunächst das Gebot entgegen: Du bist nicht selbst über dein Leben Herr und weißt nicht selber, was gut und böse ist; das sollst du nicht selber nach deiner Willkür festsetzen, sondern sollst hören, was für dich gut ist und was für die böse ist, was dich ins Leben führt und was dich zerstört. Das wird dir gesagt, und dadurch, dass zu dir gesprochen wird und du hörst, bist du kein Tier. Wenn aber zum Tier in mir nichts anderes kommt als das Gebot, das mir erklärt: du hast nicht zu begehren, sondern zu gehorchen, und sollst nicht wünschen, sondern empfangen, was dir gegeben wird, dann entsteht in mir noch nicht mehr als ein nicht zu schlichtender Streit. Zu meiner tierischen Klugheit muss die Torheit des Evangeliums kommen. Den muss ich kennen lernen, der das Kreuz getragen hat. Das ist das vollkommene Gegenteil zur Klugheit der Schlange. Sein Bild, das Bild des Gekreuzigten, befreit mich von der Bewunderung für den Geist des Tiers und schließt seinem Einfluss die Türe zu.Weil Du, Herr, uns von der Schlangenklugheit befreist, öffnest Du uns das Paradies. An Deinem Kreuz erscheint uns die Weisheit, die von oben kommt. Wache über dem Getümmel meiner Gedanken und sende in mich hinein die Strahlen Deines Lichts, des richtenden, das zwischen dem, was gut und was böse ist, scheidet, des weisenden, das mir die Spur Deines Wandels zeigt. Amen.