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Predigten zu 1. Mose 15,8

"Und er sprach: Herr, der HERR, woran soll ich erkennen, dass ich es besitzen werde?"

Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Beachtet doch mal dieses. Heißt es nicht Vers 6: Abram glaubte Gott, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet? Und hier Vers 8: Herr, Jehova, wobei soll ich's wissen, dass ich das Land besitzen werde. Wie? In einem Nu glauben und in einem Nu wieder zweifeln und nach Grund und Boden fragen, worauf man stehen kann, nach der Gewissheit der Dinge fragen, die man soeben geglaubt? Ist das derselbe Abram? War das ein kindlicher Glaube von Abram? – Wer so etwas nicht aus eigener Erfahrung kennt, der kann es nicht verstehen, wie es möglich ist, dass ein Menschenkind Gott glauben und in demselben Nu voller Angst, Sorge, Not und Zweifel stecken kann, und dass solches je und je so voran geht. Da soll aber der Angefochtene, der so etwas bei sich selbst erfährt, Mut fassen, da er doch eben dasselbe hier von Abram liest, und nicht meinen, er sei deshalb schon verworfen, dass er so nicht glauben kann, wie der Teufel einem den Glauben vormalt. Denn der wahre Glaube glaubt und zweifelt gar nicht an Gottes Macht und Gnade, und zweifelt je dennoch; ist voller Ruhe und voller Sorge und Angst, Furcht und Zagen, und fragt tausendmal: Wobei soll ich das wissen? Und wenn er auch Gott dabei so anruft: Herr, Jehova, so ist doch eine Ängstlichkeit bei den Gläubigen, als würde nichts aus der Verheißung. Es steht hier Abram unser Vater zum Beweise und zur Ermutigung da für Gottes 144 000, die auf dem Berge Zion wohnen.

Lass mich nicht länger wanken
gleich einem Rohr im Wind,
besänft’ge die Gedanken,
die voller Unruh sind,
Du bist der Stuhl der Gnaden;
wer mühsam und beladen,
den ruf’st du ja zu dir.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Ist es nicht heute noch der nämliche Weg? Geht es nicht noch denselben Gang mit allen denjenigen, die auf Gottes Wahrheit bestehen? Es war nicht das erste Mal, dass Gott dem Abram gesagt: Deinem Samen will ich dies Land geben. Und hier erscheint ihm Gott zum vierten Male, aber unter welchen Umständen! Welch ein harter Kampf dabei! So mag es dir gehen, der du aus Erfahrung kennst, was es heißt, dass Abram Gott glaubte und ihm dies zur Gerechtigkeit gerechnet wurde, und das: Wobei soll ich's wissen? taucht immerdar von neuem auf. Und es gibt eine Zeit, in welcher bei denen, die auf Gottes Wahrheit bestehen, alles dahinschwindet, was sie soeben noch geglaubt; sie glauben und glauben dennoch nicht. Die Macht des Sichtbaren, die Ungerechtigkeit, ihre eigenen Sünden, alles von innen und von außen schlägt ihnen alles aus der Hand. Da glauben sie dennoch, sind dennoch voller Not, voller Zagen, voller Angst; sie glauben und beten an im Glauben: Herr, Jehova, dir ist nichts im Wege, dir ist nichts unmöglich, und dennoch das Wort: Wobei soll ich's wissen? – Was ist aber der Grund und Boden, dass du des gewiss sein kannst, dass dir Gott eine Stadt gebaut, gewiss sein kannst, dass du Gnade bei Gott gefunden, dass der dort oben dein Gott und liebender Vater ist? Der Grund und Boden ist: Das Blut Jesu Christi hat uns rein gemacht von allen Sünden.

Schwinge dich empor vom Staube,
fasse Mut, verzagter Geist!
Siegen, siegen wird der Glaube,
der den Herrn des Lebens preist.
O lass dich das Dunkel der Erde nicht kümmern!
Schon sieht ja dein Glaube die Herrlichkeit schimmern,
die jenseits der Sterne dir Jesus enthüllt;
da rufst du einst jauchzend: das Herz ist gestillt.