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Predigten zu 1. Korinther 16,22
"So jemand den Herrn Jesum Christum nicht lieb hat, der ist verflucht."
Durch alle Bücher der heiligen Schrift hindurch waltet derselbe Geist und erklingt dieselbe Wahrheit. Die alttestamentliche Richterin Deborah (siehe Richt.5,31), und der neutestamentliche Evangeliumsbote Paulus, der heute zu uns spricht, haben das nämliche Thema: die Notwendigkeit der Liebe zum Herrn. Dort wird die Lieblichkeit und Macht dieser Liebe geschildert; hier die furchtbare Gefahr derer, denen diese Liebe mangelt.Wer Jesum nicht lieb hat, der ist Anathema, das beißt verflucht. Das Wort ist nicht aufzufassen als ein Bannstrahl, den der Apostel auf irgend einen Menschen schleudert, sondern als die Bestätigung einer überaus ernsten Tatsache. Wer Jesum nicht liebt, wer nie zu ihm geflohen ist und in ihm Bergung und Annahme bei Gott gefunden hat, ist noch unter dem Fluch, der auf der sündigen, von Gott gelösten Menschheit lastet. Es gibt keinen Weg aus dem Verderben, als den Weg über Golgatha. Wer aber diesen Weg gegangen ist, der liebt den Herrn Jesum und kann dann anders nicht. Der Gerettete liebt seinen Retter.
An dem klaren Trompetenstoss unseres heutigen Wortes ist schon mancher Schläfer aufgewacht zu seinem ewigen Heil. Es ist auch ein mächtiger Ruf zur Selbstprüfung.
Ich liebe Dich, weil Du, Gott voll Erbarmen, Mich liebst von Ewigkeit.
Zitate von Adolf Schlatter anzeigen
Die korinthischen Christen waren recht verschieden. Die einen hatten Jesus durch Paulus kennengelernt. Andere hatten sich, solange Paulus in ihrer Stadt war, von ihm ferngehalten und waren erst später durch Apollo gewonnen worden. Wieder andere waren aus den östlichen Kirchen nach Korinth gekommen und hatten das Evangelium durch Petrus gehört, und dazu gab es solche, die keinen Anschluss an irgendeinen Apostel begehrten, sondern der Meinung waren, ihre Verbundenheit mit Christus mache sie von allen Menschen frei. Was gäbe dieser mannigfaltigen Schar die Einheit, so dass aus ihr eine geeinte Kirche entstand? Mit dem letzten Wort seines Briefes sprach Paulus aus, wie weit er die Gemeinschaft ausdehnt und wo sie endet. Von Gott verworfen und geschieden, sagt er, ist jeder, der für Jesus keine Liebe hat, jeder, der für seinen eigenen Vorteil arbeitet, für seine eigene Größe wirkt und in seiner Frömmigkeit, sei sie, wie sie sei, nur an sich selber denkt. Wer aber Jesus lieb hat, den kann nichts von Paulus trennen. Das gibt die Einigkeit über alle Unterschiede in der Herkunft und Rasse, in der Erkenntnis und Sitte hinweg. Die eine Liebe, die dem Herrn gegebene, einigt ganz.
Es ist Deine Gnade, lieber Herr, die uns in Deine Gemeinde gebracht hat, die dadurch verbunden ist, dass Du ihr Deine Liebe zeigst und sie in uns erweckst. Es will mir manchmal scheinen, ich sei einsam und gehe meinen Weg allein. Das meint aber nur mein törichtes Herz. Du schaffst Dir die, die Dich lieb haben, und machst aus ihnen in der weiten Welt Deine große Gemeinde. Erhalte mich in Dir, indem Du mich in Deiner Liebe erhältst. Amen.
So jemand den HErrn Jesum Christum nicht lieb hat, der sei Anathema
Diese Worte erinnern uns an den heiligen Samuel Rutherford, von dessen Briefen Richard Baxter sagte: Die Bibel ausgenommen, hat die Welt wohl kein ähnliches Buch gesehen.“ Der bekannte selige Spurgeon sagte darüber: „Rutherfords Briefe kommen unter allen menschlichen Briefen der göttlichen Inspiration am nächsten.“
Hier folgt daraus ein Auszug, der uns zeigt, wie wir Jesum lieben lernen können, gleich Rutherford:
„Trachten Sie darnach, dass das Gebet, das Wort Gottes, heiliger Umgang und Gedankenaustausch Ihre Erquickung werde; dann werden Sie allmählich die Süßigkeit Christi kennen lernen. Sie werden mit dem HErrn die Spitze des Berges ersteigen, und die Wonne seiner Liebe erfahren. Sie werden es erkennen, wie herrlich es ist, den Ihnen geoffenbarten Christus zu sehen, zu erfahren und zu umarmen. Dann werden Sie sich von Ihm nicht mehr losmachen können, um Ihre Seele wieder an Ihre alten Liebhaber zu binden; dann, erst dann werden alle Gedanken und Triebe Ihrer Seele die richtige Stimmung und Harmonie gefunden haben.“
„Wenn aber diese Welt mit ihren Lüsten Ihre Freude ist, dann weiß ich nicht, was Christus aus Ihnen machen soll; denn zu einem Gefäß seiner Herrlichkeit und Barmherzigkeit kann Er Sie dann nicht gebrauchen . . . Mein Sehnen geht dahin, dass der HErr mir stets tiefere Gedanken gebe über seine unendliche Liebe. Wenn ich meine Zunge in seinem Lobe ganz verbrauchen könnte, so hätte ich Ihm noch nichts getan. Was bleibt mir denn anders übrig, als eine in Ewigkeit unbezahlbare Schuld der Liebe Christi gegenüber?“*