1) Zwar, als wenn der Winter sein Gesicht
uns in seiner vollen Strenge zeigte
und die Schöpfung um uns her noch nicht
sich zum längst ersehnten Frühling neigte,
so erscheinet heute uns die Flur,
weit und breit mit tiefem Schnee erfüllet,
und die schon erwachende Natur
hat auf's neue sich in Schlaf verhüllet.
2) Doch, lass immerhin den Schnee sich blähn
mit dem lichten Farbenspiel uns blenden:
bald und schnell wird man ihn schwinden sehn,
seine Herrschaft wird sich sicher enden,
wenn der längre Tag ihn mächtig scheucht,
dass man kaum noch seine Spur entdecket,
und was jetzt noch seiner Decke weicht,
sich nicht mehr vor seiner Macht verstecket.
3) Geht's nicht so in unserm Leben auch?
Da ist oft, wie viele Sog und Mühe!
Doch bald schwindet, wie vom Wind der Rauch,
alle Lebenssorg' und Lebensmühe.
Wenn sich aus der bängsten Sorg' und Müh',
unsre Blicke trüb zum Himmel beben,
tritt hervor - die Hoffnung täuschet nie -
bald ein sorgenfreies, frohes Leben.
4) Dieses Wechselnde in der Natur,
dieses Wechselnde auf unserm Pfade,
Segen bringt es, und verkündet nur
unsers weisen Vaters ew'ge Gnade.
Dass wir würdig uns des Lebens freun,
dass wir Ihm, und nicht dem Schicksal trauen,
trübt er oft des Glückes Sonnenschein
und lässt dann uns seine Hilfe schauen.