1) Zum Trost in unsern Kümmernissen,
zum Licht auf unsrer Pilgerbahn,
gab uns der Schöpfer das Gewissen,
das zeigt uns jeden Irrweg an,
mahnt Sünder noch zur rechten Zeit
und schenkt dem Frommen Seligkeit.
2) Hättst du ein Paradies auf Erden
und wärest Unrecht dir bewusst,
es würde dir zur Hölle werden,
denn diese wär in deiner Brust.
Ein Königreich vertauschtest du
bei ihren Qualen gern um Ruh'.
3) Ob du auch übers Meer entflöhest
und einen menschenleeren Ort
zu deiner Wohnung ausersähest,
dich straft' ein bös' Gewissen dort.
Kein Jubel wird es überschrein,
kein Bild der Wollust schläfert's ein.
4) Wohl dem, der in sich selber findet,
was ihm die Welt nicht geben kann,
sein Glück in dem Bewusstsein gründet,
dass er nach seiner Pflicht getan.
Der höher, als den Ruhm der Welt,
ein freudiges Gewissen hält!
5) In jedem Alter, jeder Lage
wird's ihm mit Mut zur Seite stehn.
Die kleinste Freude seiner Tage
durch Gottes Beifall weit erhöhn,
und, wo Versuchungen ihm dräun,
sein Führer und sein Retter sein.
6) Sein Trost im Schmerz, sein Freund in Sorgen,
o Unschuld, welch ein Schatz bist du!
Erwachst mit ihm am frühen Morgen,
drückst abends ihm die Augen zu.
Bist seines Bettes weicher Flaum
und, wenn er schläft, sein Wonnetraum.
7) Du lehrest, wenn ich schuldlos leide,
Geduld mich in der größten Pein.
Das kleinste Glück, die kleinste Freude
muss mir bei dir Entzücken sein.
Die Hütte wird mir zum Palast,
wenn sie mit mir auch dich umfasst!
8) Und einst, wenn ich vollendet habe
mein letzter Schweiß die Stirne deckt,
wohl meinem Herzen dann am Grabe,
wenn mich kein innrer Richter schreckt!
Dann, Trost der Unschuld, führe du
mit Freuden mich dem Himmel zu.