1) Zion, sammle deine Kinder,
mache Salems Tore weit:
heute kommt das Heil der Sünder,
und der Herr der Herrlichkeit!
kennst du Ihn, du Königsstadt,
wo Er Herd und Feuer hat.
O, so lass zu Seinen Ehren
tausend Hosianna hören!
2) Höre, was für ein Getümmel
von dem Wundertäter zeugt!
Wie es an die ferne Himmel
aus den Tälern aufwärts steigt!
Bethphage verkündigt schon
die Gewalt von Davids Sohn:
jeder Hügel hallt die Lieder
von dem nahem Ölberg wieder.
3) Seine Boten sind die Zeugen,
wie Er der Natur gebeut:
Tiere sind nicht unser eigen,
er ist's, der sie Menschen leiht,
der die Herzen unumschränkt,
wie die Wasserbäche, lenkt,
dass sie freudig Seinen Willen,
Engeln Gottes gleich, erfüllen.
4) Wie erhaben sind die Spuren!
Seher Gottes sahen Ihn
schon im Geist durch Salems Fluren
seinem Tod entgegenziehn!
Sieh Ihn, Mensch, und sei ein Christ,
weil Er der Messias ist,
den mit feuervollen Bildern
die geweihte Pinsel schildern.
5) Ja, Propheten, eure Blicke
hat die Gottheit aufgeklärt.
Keine Sonne glänzt zurücke,
wie der Stern, den Jakob ehrt:
stoßt die Stühle Satans um,
falsche Götzen werden stumm:
niemand, als der Gott der Ehren,
kann verheißen und gewähren.
6) O, wer fasst die Heiligtümer,
die der Christen Buch enthält!
Ja, o Schrift, dein Geist und Schimmer
ist die Leuchte für die Welt!
Du sollst mein Orakel sein,
ist mein Herze schon wie Stein.
Welcher Fels wird fühllos bleiben,
wenn die Finger Gottes schreiben?
7) Tochter Zion, lass der Freude
vollen Strom durch deine Brust!
Eile mit dem Brautgeschmeide,
und empfange den mit Lust,
der um deine Seele wirbt,
und den Tod der Helden stirbt,
dir, o Sulamith, den Reigen
bei des Lammes Mahl zu zeigen.
8) Er ist sanfter, als die Liebe,
zwar bedürftig, wie ein Knecht.
Doch sind brüderlich die Triebe,
und Sein Königreich ist Recht.
Wisst, ihr Tiere, die Er lehnt,
dass ihr euren Schöpfer fröhnt,
der zwar heute Demut lehret,
aber sonst auf Wolken fähret.
9) Sein Gefolge gleicht dem Heere,
das um seinen König wallt,
ohne Zahl, wie Sand am Meere,
rauschend, dass die Luft erschallt.
Kinder, warum schweigt ihr nicht?
Ist's denn Gott, der aus euch spricht?
Oder schallen eure Lieder
nur das Lied des Alten wieder?
10) Nein, ihr huldiget dem König,
der den Völkern Frieden gibt:
aber Kleider sind zu wenig,
wenn ihr Seinen Zepter liebt:
Maien schmücken kaum ein Fest,
das ein König feiern lässt.
Und was sollen Ihm Gewande,
bloße Decken unsrer Schande?
11) Meister, kommst Du mir zuliebe,
so will ich Dein Tempel sein,
züchtige dir fremden Triebe,
mach die Mördergrube rein.
Nimm mein Kleid, den stolzen Sinn
unter Deine Füße hin.
Mache doch, o Licht der Heiden,
heute mir ein Fest der Freuden!
12) Aber, welche Trauerwolke
deine Wangen überzieht,
wenn Dein Blick von Deinem Volke
auf die Schädelstätte sieht!
ach, dein Untergang, o Stadt,
ist der Kummer, den Er hat.
Denn Er sieht nach Sturm und Kriegen
dich in öden Trümmern liegen.
13) O, der Richter hört die Stimme,
wie Sein Blut um Rache schreit,
wie der Fluch mit gleichen Grimme
tollen Königsmördern dräut.
o, des Pöbels blinde Wut!
Heute Palmen, morgen Blut!
Heute Hosianna sagen,
morgen an das Kreuz zu schlagen!
14) Nein, o Herr, mein Eid der Treue
soll, wie Du, soll ewig sein:
meine Brust nimmt keine Reue,
meinen Mund kein Loblied ein.
Als der große Jubelton:
hosianna, Gottes Sohn!
Bis ich Dich in Salem sehe:
Hosianna in der Höhe!