Zeuch meinen Geist, o Herr, von hinnen    

1) Zeuch meinen Geist, o Herr, von hinnen,
ganz über sich, zu dir hinauf!
Ich sehn' mich sehr, den ganzen Lauf
nach dir zu tun mit Herz und Sinnen.
Regiere mich, nach deinem Willen
dem Führer nur zu folgen schlecht
was kann sonst meinen Hunger stillen,
wer ist, der mich vergnüge recht?

2) Weil aber so viel widerstrebet
dem abgewandten Pilgergeist,
der zum verheißnen Erbe reist
und gern als ein Befreiter lebet,
so nimm mir ab die schweren Lasten
der sündlich groben Irdischkeit,
den Geist lass in der Stille rasten
in dir und deiner Ledigkeit!

3) Ist das Geschöpf gleich noch so schöne,
von mir muss all's verlassen sein.
Mein Auge dringt in den hinein,
nach dem ich mich im Grunde sehne.
Vom andern kann ich nichts behalten,
dich zieh ich selbst in mich und du
ziehst mich in dich, ich lass dich walten,
du schließt mir meine Sinnen zu.

4) Zwar findt mein Geist noch manche Speise,
die geistlich und vergnüglich sind,
darin man auch wohl Nahrung findt,
doch kann ich nichts für besser preisen
als dich Selb-selbst, du Brot der Seelen.
O selig und vollkommen sein,
die dich zum besten Teil erwählen,
bis sie in dich gesunken ein!

Text:
Melodie: Unbekannt