1) Wonnetrunkne Seel', ergieße
dich in Ströme des Gesangs!
Halte dich nicht länger, fließe,
stille Tränen meines Danks!
Immer seliger zu werden,
dazu schuf mich Gott auf Erden.
Schon empfind' ich freudenvoll,
was ich künftig werden soll!
2) Strömen nicht durch alle Sinne
neue Freuden stets mir zu?
Jedes Glück, das ich gewinne,
wer gewährt es mir, als du?
Ist es, Gott, nicht deine Gabe,
dass ich diese Sinne habe
und zum täglichen Genuss
mehr als Notdurft, Überfluss?
3) Gott, wie viele frohe Tage
flossen, weil mir nichts gebrach,
ruhig hin, und frei von Klage,
frei von jedem Ungemach!
Hatt' auch einer Müh' und Sorgen.
Sie entflohn und jeden Morgen,
wenn ich deine Sonne sah,
waren neue Freuden da.
4) Hab ich nicht aus deiner Fülle,
was mein Herz nur wünschen mag?
Speis' und Trank und Dach und Fülle,
Schutz und Hilfe jeden Tag?
Immer kam und kommt dein Segen
unerwartet mir entgegen.
Und, wo mir ein Übel droht,
Rettung oder Trost in Not.
5) Ach, bei diesem Überflusse
fehlt mir, immer froh zu sein,
nur die Weisheit im Genusse,
deiner mich, mein Gott, zu freun.
Deines Segens Bäche flossen
oft vorüber ungenossen.
Oft vergaß ich meine Pflicht.
Doch versiegten sie mir nicht.
6) Ruh' und Sicherheit im Lande,
Ordnung und Gesetz und Rechte,
diese starken, festen Bande
für das menschliche Geschlecht.
Auch des Umgangs süße Freuden,
und der Freundschaft Trost im Leiden,
Rat und Hilfe hab auch ich.
Gott, wie preis ich würdig dich?
7) Dies gewährst du schon dem Leben
in der kurzen Übungszeit.
Was wirst du dereinst nicht geben,
Vater, in der Ewigkeit,
wenn ich das im Lichte sehe,
was ich hier nicht ganz verstehe,
wenn uns allen, dort vereint,
unsers Sieges Lohn erscheint!
8) Fließet stärker und ergießet
in die Jubel des Gesangs
euch in vollern Strömen, fließet,
Freudentränen meines Danks!
Immer seliger zu werden,
schuf mich Gott, und schon auf Erden
seh ich, fühl ich's wonnevoll,
was ich künftig werden soll.