1) Wo treff ich meinen Jesum an,
wo soll ich ihn doch finden?
O Himmel, was hab ich getan!
Dass ich durch meine Sünden
Jesum verloren,
mein' einzige Zier.
Wisst ihr's, ihr Schäfer nicht:
sagt es doch mir!
Wo weidet Er in Gründen.
2) Der mir zuvor mein Herz und Geist
mit seiner Lieb' umfangen
und meinen Mut mit Trost gespeist,
ist mir nunmehr entgangen.
Jesu, mein Leben,
mein lebendes Licht!
O, du mein Hoffen!
Ach, soll ich denn nicht
dich wiederum erlangen?
3) Durch meines Fleisches Sündenfall
hab ich mir ihn verscherzet,
nun geh und klag ich überall,
weil mich der Schade schmerzet.
Sehr ihr, ihr Schäfer,
ach, sehr ihr denn nicht!
Wie mir von Sünden
mein ganzes Gesicht
ist überall beschwärzet.
4) Er führte mich auf seiner Au
und tränkte mich mit Freuden,
sein honigsüßer Gnadentau,
der sollte mich stets weiden.
Ich schlief an seiner
liebbrennenden Brust,
dass mich der schnöden
welteitelen Lust
nicht möchte von ihm scheiden.
5) Indem ich aber auf die Trift
der Sünden mich verirret
und durch der Wollust Rosengift
in Dornen ganz verwirret.
Da war mein Jesus,
ach, leider, dahin.
Ich lag verlassen
und seufzte nach ihm,
wie eine Taube girret.
6) Ihr Töchter, auf der Hirtenbahn
hier will ich euch beschwören,
trefft ihr wo Jesum etwa an,
so sagt ihm mein Begehren,
wie ich vor Liebe
zum Tode krank bin,
kommt Er nicht wieder,
so sterb ich gar hin,
der Schmerz muss mich verzehren.
7) Nun will ich gehen durch die Stadt,
und suchen auf den Gassen,
bis meine Seele funden hat,
den sie vorhin verlassen:
ich will ihn halten,
bis dass er mich bringt,
wo ich mit himmlischen
Freuden umringt,
ihn ewig kann umfassen.