1) Wo ist meine Sonne blieben
deren Lieben
mir so wohl und sanfte tat,
da sie in den Sinnen spielte
und ich fühlte,
was für Kraft man durch sie hat?
2) Aber nun empfind ich Schmerzen
in dem Herzen,
die Versuchung wächst in mir,
und ich bin ganz matt zu kämpfen
und zu dämpfen,
weil ich keine Sonne spür.
3) Ich kann nicht die Welt ertragen.
Ich will's wagen,
vielleicht find ich meinen Freund,
dass die schwere Nacht der Leiden
sich muss scheiden,
wenn sein mächtig' Licht erscheint.
4) Seele, schlafe nur im Friede,
du bist müde,
du findst jetzt die Sonne nicht.
Du musst in der Still' ertragen
deine Plagen,
bis der Morgenstern anbricht.
5) Meide nur der Nacht Geschäfte,
lass die Kräfte
zu dem Licht gekehret sein.
So wird dich der goldne Morgen
ohne Sorgen
endlich von der Nacht befrein.
6) Weil die kleine Welt wird stehen,
wird man sehen
Tag und Nacht im Wechsel stehn.
Denn, soll durch den Tau die Erden
fruchtbar werden,
muss die kühle Nacht ergehn.
7) Kält' und Hitze muss den Frommen
nützlich kommen,
wind und Regen hilfet nur.
Denn es kommen keine Früchte
nur bei Lichte
zur vollkommenen Natur.
8) Schau, wie die weise Fügung
nur Vergnügung
statt des bittern Klagens macht.
Danke diesem weisen Vater
und Berater,
da Er es so wohl bedacht.
9) Lass dir nur den teuren Glauben
niemand rauben
und verharre im Gebet.
Schlaf, und lass dein Herze wachen
und Den machen,
der so wachsam, treu und stet.
10) So nimmt dich die klare Sonne
in der Wonne
eigentümlich in sich ein,
da wird dich sein Blitz durchgehen,
du wirst sehen,
dass kein Teil wird finster sein.
11) Jesu, gib in dunkeln Wegen
deinen Segen,
weil die Nacht des Glaubens währt.
Hilf mir, statt vergebner Klagen,
alles tragen,
weil er nur die Kraft verzehrt.
12) Und Dein Fried' erhalt die Sinne
bei mir inne,
er bewahre meinen Sinn,
dass die Nacht durch Deine Gnade
mir nicht schade,
bis ich ganz im Lichte bin.