Wo bleibst du doch so lange    

1) Wo bleibst du doch so lange
mein Schatz und Seelenfreund?
Ein Kleines macht mir bange:
wer Dich von Herzen meint
steht voll von Angst und Tränen
bei dieser letzten Zeit.
Die Seele schreit voll Sehnen:
komm, Jesu, meine Freud!

2) Du hast den Trost gegeben,
gesagt: Ich komme bald!
Ich kann ohn' Dich nicht leben,
mein Trost und Aufenthalt.
Komm, Jesu, zu erfüllen,
was Du versprochen hast,
die Seele zu bestillen,
die Sehnens müde fast.

3) Es stehet mit Verlangen
die auserwählte Braut,
dich Liebsten zu umfangen.
Sie nach der Zukunft schaut.
Sie zählet Stund' und Zeiten,
da sie ihr Bräutigam
in Brautsaal wird einleiten,
das teure Gotteslamm.

4) Wir mögen schon erheben
die Häupter himmelauf!
Die Zeichen sich begeben
so von dem letzten Lauf
und letzten Lebens-Tagen
dein Mund geprophezeit
das Herz, bei Angst und Plagen
sich der Erlösung freut.

5) Es trösten uns die Zeichen,
die häufig schlagen aus:
der Winter werde weichen,
das schöne Sommer-Haus
wird Blüt' und Früchte tragen,
o schönste Frühlingszeit!'
die Wohlfahrt wird ausschlagen
Blüten in Ewigkeit.

6) Und ihr, verkehrte Sünder!
Denkt an die letzte Zeit!
O weltergebne Kinder,
das Ende ist nicht weit.
Der Richter wird einbrechen?
lasst Sorgen, Sauf und Schmaus.
Das nicht sein Urteil sprechen
euch schließe himmelaus.

7) Sei munter, bet und wache!
Dass nicht des Herren Tag
zum Fall gerechter Rache
die Seel' bedrücken mag.
Denn plötzlich soll die Erden
gleich als durch Vogelstrick
so überfallen werden
in einem Augenblick.

8) Auf dein Wort ich mich lasse,
das ewiglich besteht.
Wenn ich ins Herze fasse,
wenn alles gleich vergeht.
Das soll die Flammen dämpfen,
dass sie mir schaden nicht.
Wenn Elemente kämpfen
zum letzten Zorn-Gericht.

9) Davon lass mich nicht wanken,
bereite würdig mich!
Lass Herz, Sinn und Gedanken
beständig sehn auf Dich,
dass ich Dich mag empfangen
in freudiger Gestalt!
Zur Himmelslust gelangen
o Jesu, komm nur bald!

Text:
Melodie: Herzlich tut mich verlangen