Wir haben eine feste Stadt    

1) Wir haben eine feste Stadt,
die wohl gebaute Mauern hat.
Heil ist uns widerfahren.
Lass Tür und Pforten offen sein,
dass die Gerechten gehn herein,
den Glauben zu bewahren.
Du, Herr, erhältest Fried' und Ruh'
wie du verheißen immerzu.

2) Darum, mein Volk, verlasse dich
auf Gottes Beistand ewiglich,
er ist ein Fels ohn' Ende.
Er zwinget die, welch' ihr Gezelt
so hoch zur Wohnung aufgestellt,
er stürzet sie behände,
die hohe Stadt erniedrigt er
und machet ihre Fenster leer.

3) Er stößet sie voll Überdruss
zur Erden, dass sie küssen muss
den Staub auf ihren Gassen,
sie wird mit Füßen ganz und gar
zertreten, ja der Armen Schar
will auch nicht unterlassen,
dieweil sie Rach' und Eifer sticht
zu springen ihr in's Angesicht.

4) Ach, Herr, der Frommen Weg ist schlecht,
du machest ihren Gang gerecht,
du richtetst ihre Steige.
Drum warten wir auf dich allein,
wiewohl wird unser' Seelen sein,
dass sie zu dir sich neige!
Dein Nam', Herr, ist uns wohl bewusst
und das ist unsers Herzens Lust.

5) Des nächtens stehet mein Begier,
o großer Gott, allein zu dir,
mein Geist muss früh aufwachen,
denn wo dein Recht im Lande geht
und man auf deinen Wegen steht,
da sind gerechte Sachen,
da lernen dein zur selben Zeit
die Bürger auch Gerechtigkeit.

6) Viel anders ist der Spötter Sinn,
sie nehmen nie die Gnade hin,
welch' ihnen angetragen.
Sie lernen nicht Gerechtigkeit,
sie tun dem Lande jederzeit,
was ihnen mag behagen.
Drum schauet auch ihr Angesicht
die Herrlichkeit des Herren nicht.

7) Herr, trefflich hoch ist deine Hand,
doch ist es ihnen unbekannt,
wenn sie dies aber sehen,
alsdann so wird die stolze Rott'
im Eifer ganz und gar zu Spott
und mag fort nicht bestehen.
Dann werden sie durch Feuers Macht
gleich deinen Feinden umgebracht.

8) Uns aber gibst du wahre Ruh'
und was wir machen, das schaffst du,
wir haben's dir zu danken.
Es Herrschen zwar wohl andre mehr,
doch dir allein gebührt die Ehr',
o, Gott, lass uns nicht wanken.
Hilf, dass wir stets gedenken dein
und deines Namens Ehr' allein!

9) Die Toten bleiben in der Rast,
dieweil du sie vertilget hast,
sie müssen alles meiden.
Du aber kommst von deinem Ort
und fährest immer fort und fort,
auch unter vielen Heiden.
Dein' Herrlichkeit wird offenbar,
dort wo der Welt ihr Ende war.

10) Herr, wenn uns Trübsal klagen macht,
so suchen wir dich Tag und Nacht,
so schreien wir mit Tränen,
wie eine Schwang're, wenn die Zeit
zu der Geburt schier ist bereit
sich muss nach Hilfe sehnen.
So klagt sie denn ohn' Unterlass,
wir rufen auch ohn' alle Maß:

11) Ach wir sind schwanger, Angst und Not,
die quälet uns bis auf den Tod,
so, dass wir kaum mehr lallen,
noch können wir in solcher Pein
dem Lande nicht behilflich sein,
das Volk will ja nicht fallen,
Herr, deine Toten wird man sehn
mit ihren Leibern auferstehn.

12) Auf, wachet auf und rühmt in Eil',
ihr Völker, die des Todes Pfeil
gelegt hat in die Erden.
Eu'r Tau ist wie das edle Nass,
das man von schönen Kräutern las,
ihr sollt getröstet werden.
Bald aber wird der Toten Land
gestürzet durch des Höchsten Hand.

13) Mein Volk, vernimm es doch von mir,
geh hin, schließ zu die Kammertür
und sei daselbst verborgen.
Jetzt grünet schon dein höchstes Glück,
es wehret kaum ein' Augenblick,
dann will dich Gott versorgen.
Mein Volk, es ist doch bald geschehn,
so wird sein Zorn vorübergehn.

14) Der Herr wird gehn von seinem Ort
und suchen heim nach seinem Wort
all' Übeltat und Sünde.
Dann wird er strafen ganz und gar
das Land, damit es offenbar,
ihr heißes Blut geschwinde,
dann wird man's wissen insgemein,
wie viel darin erwürget sein.

Text:
Melodie: Unbekannt