Wir aber sahen deine Herrlichkeit    

1) Wir aber sahen deine Herrlichkeit,
wir sehn sie stets vor unsern Blicken ragen,
ein helles Bild aus deinen Erdentagen,
ein Hoheitsbild in aller Niedrigkeit.

2) O Menschensohn! Mit Blicken, liebentfacht,
sehn wir dir nach, von deinem Geist gezogen.
Manch Schönheitstraum zerrann, der uns betrogen,
der Schein verflog. Was blieb uns noch als Nacht?

3) So welk um uns der Erde Blumenflur!
Der Welt Gewinn dünkt uns nur Seelenschaden,
du einz'ger Führer auf den Lebens-Pfaden,
wir folgen deines Wesens heil'ger Spur.

4) Wie Knechte sehn auf ihrer Herren Hand,
so lernen wir von dir hienieden tragen
das Joch der Arbeit und das Kreuz der Plagen,
am Joch, am Kreuz - das ist des Jüngers Stand.

5) Wir sehen liebend dir ins Angesicht,
umglänzt von ew'ger Klarheit Morgenstrahle,
und süßer wird des Schmerzes bitt're Schale,
und reiner flammt der Deinen Lebenslicht.

6) Schließt sich vor deinem Geist das Tor der Zeit,
du brichst es doch zuletzt mit starken Händen.
In dir muss sich einst noch das All vollenden,
wir aber sehen deine Herrlichkeit.

Text:
Melodie: Unbekannt