Will jemand selig werden    

1) Will jemand selig werden,
der komm und glaube nur,
dass Gott für ihn gestorben.
Das ist die Gnadenspur.
Wer will, der wird schon fühlen
sein Elend um und an
und wie er unterm Fluche
nicht ruhn noch leben kann.

2) Wer will, der wird schon ringen
nach einem hellen Licht,
das ihm in seiner Seele
bis jetzo noch gebricht.
Wer will, der forscht im Worte
so lange, bis er's findt,
wie man wird neu geboren
und wird des Vaters Kind.

3) Wer will, der fleht um Gnade,
auch wo er geht und steht.
Er schämt sich nicht zu weinen,
so lang er irre geht.
Er liegt zu Jesu Füßen,
wie jene Sünderin,
und bittet um Erbarmen
mit wehmutsvollem Sinn.

4) Man tut's nicht heut' und morgen,
nein, bis man Gnade hat.
Man lernt sich dabei kennen
und wartet früh und spat
auf den, der lang gewartet
auf unsre Besserung,
der uns schon längst befohlen
die Sinnesänderung.

5) Wer redlich will, der harret
und damit glaubt er schon,
und ohne es zu wissen,
besitzt er Gottes Sohn,
den Sohn, der ihn begnadigt
und spricht ihn völlig frei:
der ihn mit Blut besprenget,
damit er selig sei.

6) Wer ohne Fühlen trauet,
muss kämpfen da und hier,
drum weiß er, dass sein Glaube
sei keine Phantasie.
Und ist es manchmal finster
und merkt er Satans List,
so girrt er nach der Sonne,
die sein Herr Jesu ist.

7) Wer harrt, den lässt's Gott wissen,
dass ihm vergeben sei,
er gibt den Geist des Glaubens,
der nimmt ihm alle Scheu.
Der macht den Blöden dreiste,
zum Gnadenstuhl zu gehn,
und um der Gnade Siegel
mit Zuversicht zu flehn.

8) Der Geist gibt neue Augen,
dass man mit starrem Blick
auf Jesu Leiche siehet
und sieht auf nichts zurück.
Man sieht nicht auf die Sünden,
die unsre Wunden sind,
man sieht nur auf die Wunden,
dadurch man Rettung findt.

9) Da lernt man recht genießen
den Tod des lieben Herrn,
man sinkt vorm Kreuze nieder
und glaubt das für uns gern.
Da nimmt man allen Segen
der Marter Jesu an,
und was er unsertwegen
in Knechtsgestalt getan.

10) Der Geist gibt neue Ohren,
man hört das Gnadenwort
nun tausendmal noch lieber
zu jeder Zeit und Ort.
Man mag nicht disputieren,
man nimmt's, so wie es ist,
man lässt sich nur belehren,
wie man es recht genießt.

11) Der Geist gibt neue Kräfte
zum Wandel in dem Licht,
er macht uns voller Liebe, -
nichts ist mehr saure Pflicht.
Weil Jesus viel vergeben,
so liebt man freilich viel,
man fasst ihn ins Gesichte
als unser höchstes Ziel.

12) Man spielt nicht mit der Sünde,
die unsern Herrn gedrückt,
man schämt sich ihrer Werke,
so bald man auf ihn blickt.
Man wäscht sich stets im Blute,
sonst wäre man nicht rein.
So hat man täglich Frieden!
So kann man selig sein!

13) Herr, schenke mir den Glauben,
der zum Gerechten macht,
der gänzlich mich beseele
und tröste Tag und Nacht,
dass ich in deinen Wunden,
als wie im Felsen ruh'
und stündlich in dir bleibe,
in dir, du Liebe, du!

Text:
Melodie: Schatz über alle Schätze