Wie wird doch so gering die Reinigung im Herzen    

1) Wie wird doch so gering
die Reinigung im Herzen
gehalten als ein Ding
damit sich lasse scherzen!
Es meint die eitle Welt:
sie sei gereinigt schon,
wenn sie einst niederfällt
zum Schein vor Gottes Thron.

2) Wenn zur gewohnten Zeit
man will zum Nachtmahl gehen,
so macht man sich bereit
mit Beten und mit Flehen,
bis dass das Werk vorbei,
drauf fängt man wieder an
zu sündigen auf's neu,
wenn, wie und wo man kann.

3) Indessen meint die Welt:
sie sei gereinigt worden,
weil sie sich eingestellt
nach Gottes Will' und Orden.
sie bleibt bei ihrem Wahn
und wer ihr anders sagt
ist auf der Irrtumsbahn,
ach, das sei Gott gekalgt!

4) Wie ist die Reinigung
doch viel ein ander' Wesen
und die Erneuerung.
Es muss, wer sie erlesen,
stets kämpfen, ach wie viel
find't da ein Gotteskind
zu bessern, weil ohn' Zier
der Sünden Mängel sind.

5) Das Herz ist eine Quell',
aus welcher Nichtes fließet
als Bosheit, die sich schnell
in Wort und Werk ergießet.
Wer nicht die Quelle leert
und stopft den Brunnen zu,
wird nimmer recht bekehrt
und kommt niemals zur Ruh'.

6) Es fehlt an Mitteln nicht,
Gott hat sie g'nug gegeben,
wenn man nur will nach Pflicht
der Herren Wort nachleben:
allein es will die Welt
nicht an die Kreuzigung
und weil das Kreuz missfällt,
folgt keine Besserung.

7) Es kann des Herren Aug'
der Schlangen Gift nicht leiden,
es siehet, was nicht taug',
drum muss man alles meiden.
Auch den geringsten Schein,
es muss durch Jesu Blut
das Herze werden rein,
dann ist der Wandel gut.

8) Herr Jesu, der du mich
dies hast erkennen lassen,
gib, dass ich für und für
mög alle Sünden hassen
und in der Reinigung
zunehmen bis an's End',
bis ich die Heiligung
durch deine Kraft vollend'.

Text:
Melodie: Nun danket alle Gott