Wie selig war die erste Welt    

1) Wie selig war die erste Welt,
eh man um Mein und Dein gestritten,
eh man zur Teilung ist geschritten
und fremdem Gut hat nachgestellt:
sobald man Mein und Dein konnt nennen,
ließ sich das wahre Gut von Wenigen erkennen.

2) Was pflegt nicht, wegen Mein und Dein,
der Neid für Laster vorzunehmen,
der Geiz muss sich ohn' Ende grämen,
die Ehrsucht mischt sich auch darein,
die Eifersucht mit ihrem Rasen
hilft gleichfalls um die Wett' manch großes Feu'r anblasen.

3) Wem aber mitten in dem Streit
der Himmel seine Strahlen schicket
und zieht ihn, dass er aufwärts blicket,
der kennet bald die Eitelkeit.
Denn ist die Gnade Gottes mein,
so unterscheid ich nicht, was Mein heißt oder Dein.

4) Das ist ein Schatz, der allen kleckt,
der allen Sättigung kann geben.
Wer den durch Demut weiß zu heben,
findt, was für Reichtum in ihm steckt
und wünscht alsdann auf dieser Erden
an Ehren und an Geld nicht reicher mehr zu werden.

5) Ihr, die ihr Durst nach Wohlfahrt habt,
ach, lernt den rechten Brunnen finden,
und lasst die eitle Sorg' dahinten,
die euch mit falschem Gut begabt.
Der, welchen Gottes Gnad' umfanget,
hat Wohlfahrt in der Welt und dorten Heil erlanget.

Text:
Melodie: Unbekannt