1) Wie sanft schlägst du die goldnen Blicke nieder,
wie schön bist du im stillen Untergehn,
o Königin der Welt! Werd' ich dich wieder,
und mich in deinem Glanz beglückter sehn?
2) Du, ernste Nacht, mit deinen Dunkelheiten,
zeigst, nur zu treu, mir meines Herzens Bild!
Des Abgrunds, wo nur Truggestalten gleiten,
und sich in Finsternis die Wahrheit hüllt.
3) Wie sind sie schnell, die Schritte meines Lebens!
Wie sind sie kurz, die Pfade nach der Gruft!
Mein ganzes Erdenwerk, o wie vergebens!
O, wie umsonst, wenn Gottes Stimme ruft!
4) Was eitler Wahn durch stolze Namen ehrte,
entführt der Zeitstrom und bedeckt das Grab.
Gleich Blüten, die der Sturm herunterstörte,
fällt auch das Laub von Heldenkränzen ab.
5) War je die Ehrfurcht reines Himmelsfeuer?
Des Siegers Wagen lenkt die Eitelkeit.
Die Wissenschaft ist blöder Torheit Schleier,
und Ruhm ein Dunst, den jeder Hauch zerstreut.
6) Ich kann die Sonn' in stillen Wiesenbächen
und dich, o Gott, in meinem Herzen sehn!
Doch, ach, mein Blick hängt nur an Oberflächen
und darf, im Schattental, nicht weiter spähn.
7) Hier schweben wir, stets mit uns umzufrieden,
den Schwalben gleich, die Sturm und Wetter jagt,
ein Tag der Ruh' ward wenigen beschieden:
ein Augenblick der Ruh' ward nie versagt!