1) Wie lieblich, wenn dein roter Schein
den stillen See bemalt,
und in den tau-besprengten Hain
durch Blütenzweige strahlt.
Auf goldner Wogenflut des Korns
leicht hin und wieder schlüpft
und funkelnd auf des Wiesenborns
umschäumtem Silber hüpft!
2) Wie lieblich, wenn er mit dem Bach
die Blumen-Au durchspielt,
und sich durch das Holunderdach
in meine Laube stiehlt.
Wenn wolligkrauser Wölkchen Heer
dein Purpur überzieht,
und, rot vom Widerschein, das Meer
wie Lavaströme glüht!
3) O, Pracht, wenn du der Berge Blau
mit goldnem Saume zierst,
bevor du dich in's matte Grau
der Dämmerung verlierst!
Noch wunderschöner strömt die Flut
von deinem Rosenlicht,
dem Mädchen unterm Halmenhut
in's glühende Gesicht.
4) Wenn bei der Haide-Lerche Sang
dein letzter Strahl erstirbt,
im Totenacker leis und bang
noch die Zikade zirpt:
dann lächelt die Vergangenheit
durch der Erinn'rung Flor. -
in mildem Lichte steigt der Zeit
verblichnes Bild empor.
5) Aus deines Kranzes Rosen taut
wehmütiges Gefühl,
im Spiegel stiller Ahndung schaut
mein Geist des Wallfahrt Ziel.
Vom Hauch der Hoffnung kühl umweht,
vergisst er Gram und Schmerz.
Die Erde rings um ihn vergeht,
er schwingt sich himmelwärts!