Wie lieblich glänzt in blauer Ferne    

1) Wie lieblich glänzt in blauer Ferne,
o Mond, dein silberfarbnes Licht,
wenn es im Kreise goldner Sterne
durch kleine Abendwolken bricht.

2) Ich bin ihm gar zu gut, es blendet
mich nicht und winkt mir freundlich zu.
Und wenn mein Tagewerk vollendet,
so bringt es mir die süße Ruh'.

3) Wie traurig würden alle Nächte
in Dunkel eingehüllet sein,
wenn uns dein Licht nicht Helle brächte:
o, wie erfreut uns dann dein Schein.

4) Es geht sich noch einmal so munter
in Stadt und Dorf und Feld herum.
Und scheinst du, lieber Mond, nicht drunter,
wie tot ist alles, und wie stumm!

5) Sieh immer freundlich auf uns nieder,
du guter Mond, dein sanftes Licht
ist nur dem Bösewicht zuwider:
die Unschuld flieht dein Auge nicht!

6) Ach lieb ich dich vor allen Sternen
um deine wechselnde Gestalt:
- Schön ist es, sie verstehen lernen! -
bald bist du neu, bald bist du alt.

7) Bald prangest du mit vollem Lichte,
wie eine Königin der Nacht,
bald nur mit halbem Angesichte,
bald bleibt mir deiner Sichel Pracht.

8) Bald tauchst du dich ganz in der Sonne
unmesslich großes Strahlenmeer.
Doch bald lachst du mit neuer Wonne
vom blauen Abendhimmel her.

9) Du bist ein ordentliches Wesen:
du leuchtest uns Jahr aus, Jahr ein,
und scheinest recht dazu erlesen,
ein Maß von unsrer Zeit zu sein.

10) Dein Wechsellauf kommt immer wieder,
du säumenst nicht, du irrest nie.
O, lehre mich und meine Brüder
der Ordnung süße Harmonie!

11) Der dich so schön und gut gebildet,
o Mond, und durch den Widerschein
der Sonne dich so sanft vergüldet -
wie groß, wir gütig muss er sein!

12) Ja, wie allmächtig, wie allweise
dein Schöpfer, der im Himmelszelt
in deinem regelvollen Kreise
dich unveränderlich erhält!

13) So oft von deinen milden Strahlen
von hinnen weicht die dunkle Nacht,
will ich Ihm meinen Dank bezahlen,
der dich so wundervoll gemacht.

Text:
Melodie: Unbekannt