Wie lang, o Herr, ist doch dahin    

1) Wie lang, o Herr, ist doch dahin,
dass ich bei dir so gar vergessen bin?
Wie lange soll dein Angesicht
in meiner Not mir so verborgen bleiben?
Wie lange soll ich diesen Jammer treiben,
der mir die Seele gar zerbricht?
Soll ich denn selbst mein Fleisch vor Sorgen fressen
und keinen Tag der großen Angst vergessen?

2) Wie lang, o Herr, soll doch mein Feind,
der mich so gar im Grimm zu würgen meint,
sich so erheben über mich?
Ach schaue, Herr, ach schaue, Herr, in Güte
kehr her, o Gott, dein gnadenreich' Gemüte
zu dem, der sich verlässt auf dich.
Erleuchte mir die Augen, dass sie sehen
und ja dem Schlaf der Finsternis entgehen.

3) Den Ruhm lass meinem Feinde nicht,
dass er mich hab elendig hingericht'
und sei mein mächtig' worden gar.
Benimm, o Gott, dem Widerpart die Freude,
dass er an mir die Augen ja nicht weide
und mich find in der Totenschar,
so dass ich ihm zu Füßen müsste liegen
und seinen Grimm zum Oberherren kriegen.

4) Denn diese Hoffnung ist mein Trutz,
dass du, mein Gott, mir reichst den Gnadenschutz
und schonest meiner allemal.
Mein gläubig' Herz ist voller Lust und Freuden,
dass du mir hilfst so gern in allem Leiden
und lässest mich in keiner Qual.
Drum will ich auch dem Herrn von Herzen singen,
dass er mir lässt so trefflich wohl gelingen.

Text:
Melodie: Unbekannt