Wie ist er mir verschwunden    

1) Wie ist er mir verschwunden,
der Tag, den Gott mir gab!
Schnell trugen seine Stunden
mich näher an mein Grab!

2) Genieß die Augenblicke,
die von ihm übrig sind:
mein Geist, ach, sieh zurücke:
warst du auch Gottes Kind?

3) Gott zwar hab ich auch heute
als meinen Freund erkannt.
Bedürfnis, manche Freude
nahm ich aus seiner Hand.

4) Kein Unglück traf die Meinen,
kein Gram hat mich verzehrt,
Trost ließ mir Gott erscheinen!
Doch ich, war ich es wert?

5) Erfüll ich meine Pflichten?
Nützt ich, für Andrer Glück,
um Gutes auszurichen,
den schnellen Augenblick?

6) Wen hab ich heut' gebessert?
Mein oder Andrer Herz?
Hab ich mein Wohl vergrößert?
Gefühlt des Nächsten Schmerz?

7) Herr, wolltest du mit Strenge
auf meine Schwachheit sehn -
wie könnt ich, bei der Menge
der Fehler, vor dir stehn?

8) Doch, Vater, dein Erbarmen,
das unsre Kräfte zählt,
begnadigt gern den Armen,
der nicht mit Vorsatz fehlt.

9) Der darf dir kühn vertrauen,
und deine Vaterhuld,
heißt ihn auf Jesum bauen,
den Tilger seiner Schuld.

10) So bringt denn mein Gemüte
dir, Vater, was es kann!
O, nimm für alle Güte,
mein Danklied gnädig an!

11) Dank sei dir, für die Kräfte,
die du mir, Herr, verließ'st
für Segen der Geschäfte,
die du mich wirken hieß'st.

12) Die Nacht hüllt mich in Schatten,
ich schlafe, - wache du,
und stärkend sei mir Matten,
des Schlafes sanfte Ruh'.

13) Soll ich den Tag erleben,
so will ich dankbar sein.
Gern dir, was du gabst, geben,
dir froh mein Leben weihn.

Text:
Melodie: Ach bleib mit deiner Gnade