Wie Herrlich ist die Liebespflege    

1) Wie Herrlich ist die Liebespflege,
die dein erwähltes Erb' erklärt?
Du gängelst recht im Lebenswege,
du bist, der's Glaubenskünstlein mehrt.
Der allezeit mit hellerm Licht
ganz unverhofft durch's Dunkel bricht.

2) So warst du, Herr, in denen Tagen,
als man dich hier auf Erden sah,
da du die Last der Welt getragen,
mit segensvoller Hilfe nah.
Als dort zu Kana Mangel war,
ward deine Gottheit offenbar.

3) Kaum war Nathanael verheißen,
noch größre Dinge anzusehn,
o Treue, die nicht g'nug zu preisen!
So sah man dich zur Hochzeit gehn,
wo alles, Not und schlechter Wein,
zum Zweck dir mussten dienlich sein.

4) Eh' deine Stunde war gekommen,
nahmst du Mariä Rat nicht an.
So hast du büßend übernommen,
was Wirksamkeit verderben kann.
Dann halfst du doch zur rechten Zeit,
zum Zeugnis deiner Herrlichkeit.

5) Erst ließt du bloßes Wasser bringen,
als man den Wein erschöpfet sah.
Dann musste es dein Wort durchdringen:
nun schöpft, und siehe was geschah:
es ward ein guter Wein gebracht.
O Reichtum deiner Gottheit Macht!

6) Mein Mittler, gib mir offne Augen,
nur stets auf deine Spur zu sehn:
so wird mein Tun was rechtes taugen,
so werd ich sich're Pfade gehn,
so wird mein Geist zu rechter Zeit
mit wundervollem Trost erfreut.

7) So wird mein Eigenwirken schwinden,
und ich auf dir, der Lebensbahn,
zur Stunde stets die Mittel finden,
die die Vernunft nicht schaffen kann.
So wirket deine Gnadenflut
recht starken Glauben, guten Mut.

8) So wird mich nichts von dir abtreiben
und deine Gnadengegenwart
mir immerdar gesegnet bleiben,
je mehr ich gläubig dein geharrt,
und auf die Wirkung deiner Stärk'
gehorsam, ohne Zweifel, merk.

9) Wie wohl wird endlich mir noch werden,
wenn das erwünschte Nun erscheint,
das mich den ganz vollend'ten Herden
der Deinen siegesvoll vereint.
Dann wird der Zeiten Last und Pein
in Freudenwein verwandelt sein.