1) Wie freu ich mich, ein Mensch zu sein
nach Gottes Ebenbild!
O, dies zu wissen, schon allein
mein Herz mit Wonne füllt.
2) Wenn ich zur Kröte wär verflucht,
die nur in Sumpf und Schlamm
ihr einziges Vergnügen sucht,
wie schlimm wär ich daran!
3) Dass ich zum Stiere nicht gebaut,
der nur nach Heu und Stroh
an seiner armen Krippe schaut,
macht dankbar mich und froh.
4) Wenn ich zum Fischlein wär gemacht,
das sich mit kaltem Blut
in Bächlein reget Tag und Nacht:
wie wäre mir zu Mut?
5) Und wenn ich, eine Sonne, müsst
am blauen Himmel stehn,
die uns mit ihrem Glanz begrüßt: -
sag, wäre das nicht schön?
6) Jedoch was würd' es nützen mir,
wenn ich ein Mensch nicht wär?
Ich gäb um tausend Sonnen dir
nicht meine Menschheit her!
7) Seh ich den hohen Seraph an,
geschmückt mit Macht und Licht:
will er sich seinem Schöpfer nahn,
verdeckt er sein Gesicht.
8) Ja, keine Cherubswürde gleicht
der Menschen edlem Stand,
weil Gott in seinem Sohn uns reicht
die Freund- und Bruderhand.
9) O welche Ehre! - Schauet an,
wie der erhabne Gott
ein Säugling wird, und dann als Mann
stirbt den Versöhungstod!
10) Ein treuer Gott, der sich so nah
zu Menschenkindern tut.
So nah, dass er bei Golgatha
in einem Grabe ruht!
11) O schwellt euch dieses nicht die Brust
zum Lobe früh und spat,
dass Gott, der Höchste, seine Lust
bei Menschenkindern hat?
12) Fürwahr, ein Engel hätte Lust,
auch so ein Mensch zu sein,
die weil er sich gar wohl bewusst,
dass er nichts büßte ein.
13) Drum, Menschenkinder, freuet euch
und betet kindlich an
den Gott, der uns so groß, so reich,
so Herrlich machen kann!