Wie dass du doch, o sündlichs Herz    

1) Wie dass du doch, o sündlichs Herz,
so wohlgemut kannst leben?
Empfindest du denn keinen Schmerz,
wirst nicht mit Angst umgeben?
Ist denn die Furcht so ganz von hier,
dass du nicht eins erwägst bei dir,
was du dir hast erworben?

2) Beschau dein Leben, das du führst,
beschau all deine Wege:
beschau, ob du dich so regierst,
zu wandeln Gottes Stege?
Ist wohl dein Tun also gekehrt,
wie es der Herr, dein Gott, begehrt?
Hast du ihn wohl geliebet?

3) Ach, du hast nie an ihn gedacht,
du folgst ja deinem Willen.
Was dir gefällt, wird gleich vollbracht,
die Sünden zu erfüllen
ist nur dein Will', was der verspricht,
wird gleich von dir zu Werk gericht,
dem folgest du ohn' Maßen.

4) Du denkest nie an deinen Gott,
wie es von dir begehret,
stößt dann zur Hand dir Kreuz und Not,
so ist dein Herz gekehret
den Augenblick zwar himmelan,
doch ziehn dich nach der Erdenbahn
bald wieder deine Sünden.

5) Mit kalten Lippen dienst du Gott,
weist nicht, was dein Mund saget:
die Andacht ist dir nur ein Spott,
die Sünde dir behaget.
Die Lust der Welt schwebt dir so vor,
dass du nicht kannst die Seel' empor
zu deinem Schöpfer richten.

6) Hingegen dienest du der Welt
mit heiß-ergebnem Herzen,
und was derselben wohl gefällt,
willst du niemals verscherzen.
Du richtest aus mit höchstem Fleiß
des Satans Willen und Geheiß,
der dich so ganz besessen.

7) Kommt dir zuweilen denn schon ein
die Reu' ob deinen Sünden,
und wolltest gern befreiet sein,
will Bess'rung sich nicht finden,
da ist kein rechter Vorsatz nicht,
dein Sinn bleibt vor wie nach gericht',
die Sünde zu verüben.

8) Dein' Andacht währet gar nicht lang,
du lässest sie bald schießen.
Bei Gottesfurcht wird dir zu bang,
du musst der Welt genießen.
Es kommt dir gar zu leichtlich an,
zu gehen auf der Wollustbahn
von Gottes Weg zu weichen.

9) Deswegen trau'r du sichres Herz,
wach auf von deinen Sünden,
empfinde wahre Reu' und Schmerz,
so wird sich Gott auch finden.
Bitt' ihn, der dir so manches Mal
erließ die Sünden ohne Zahl,
dass er auch nun verzeihe.

10) Er hat sich gütig oft erzeigt,
dir deine Schuld vergeben,
wenn du zu ihm dein Herz geneigt,
und frömmer wollen leben.
Er tat dir gleich den Himmel auf
wenn du, und zwar im schwachen Lauf,
Verzeihung kamst zu suchen.

11) Also wird er sich auch jetzund
noch gütig lassen finden:
wenn nur dein Herz ist wie der Mund,
und lassen will von Sünden.
Bedau'r mit Tränen deine Schuld,
so wird des Höchsten Vaters Huld
mit Gnade dir erscheinen.

12) Bekehre dich zu deinem Gott,
so wird sich Gott auch kehren
zu dir in deiner letzten Not,
dir deine Bitt' gewähren.
Doch diesen Vorsatz hab dabei,
hinfort von Sünd' zu leben frei,
und deinem Gott zu dienen.

13) Sag allen deinen Lüsten ab,
sag ab all deinen Sünden,
dein sündlichs Herz nur bald vergrab,
willst du ein reines finden,
sag zu, du wollest Gott allein
hier deine Freude lassen sein,
und ihn alleine lieben.

Text:
Melodie: Aus tiefer Not schrei ich zu dir