1) Wer wird dann je so selig sein,
o Herr, wer kommt doch bei dir ein,
in deinen Zelten stets zu wohnen?
Wem wird auf deinen Berg zu gehn,
den heil'gen Berg, frei offen stehn?
Wer ist, den du so wirst belohnen?
2) Herr, dieser ist es, dessen Geist
sich von der schnöden Erden reißt,
recht geht und, was gerecht ist, übet,
dem ihm zu handeln außerkiest,
als wie es recht und ehrbar ist,
und herzlich sehr die Wahrheit liebet,
3) Der seines Nächsten Sinn nicht kränkt
die Lügen, die er ihm erdenkt,
ihn nicht ermordet mit der Zungen,
sagt nicht dem Nachbar Böses nach
und lässet ihm erdachte Schmach
und falschen Spott unaufgedrungen,
4) Der loses Volk nicht ehrt und liebt,
dem aber sein Gemüte gibt,
so Gott hoch hält vor allen Dingen,
der nimmer ändert seinen Eid
und sollt es ihm schon anderweit
den höchsten Schimpf und Schaden bringen,
5) Der nicht Finanz und Wucher übt,
nicht den, der ihn Geschenke gibt,
zu willen falsches Urteil heget.
Wer also redet, also lebt
und emsig nach dem Guten strebt,
der bleibt auch stets und unbeweget.
außerkiest = auserwählt