Wer hier in dieser Welt ein rein Gewissen hält    

1) Wer hier in dieser Welt
ein rein' Gewissen hält,
der braucht nicht zu erschrecken,
wenn finstre Wolken decken
mit Donner schwangren Blitzen
der höchsten Berge Spitzen.

2) Ein rein' Gewissen kann
ohn' Zagen schauen an,
wie Blitz und Donner spielen,
auf Türm' und Tempel zielen
und wenn von ihrem Knallen
die höchsten Eichen fallen.

3) Wenn Nord, Süd, West und Ost
auch sein zugleich erbost,
und durch die Lüfte brausen,
so bleibt ohn' einig' Grausen
ein gut' Gewissen stehen,
verlachet Sturm und Wehen.

4) Wenn die ergrimmte See
sich türmet in die Höh',
auf dass sie überschwemme
die allerstärksten Dämme,
wird doch ein gut' Gewissen
nicht mit hinweggerissen.

5) Dem dieses bleibet stehn,
wenn gleich sollt untergehn,
die Welt durch tausend Trümmer,
und dass die Himmelszimmer
mit einem Grausen krachen
aus ihrem Punkt sich machen.

6) Ob schon ein feindlich' Heer
zieht wie die Flut daher
und hauset aller Orten
mit Brennen und mit Morden.
Bleibt doch ein gut' Gewissen
frei von der Feinde Schüssen.

7) Ein rein' Gewissen lacht,
wenn der Tyrannen Macht
und Grimm es sucht zu kränken
und dabei einzuschränken
durch List und falsche Tücke
in die geflochtnen Stricke.

8) Es bebt und zaget nicht,
wenn gegen ihn losbricht
der Neid mit vollem Geifer,
dabei im höchsten Eifer
auch die Verleumder blasen, -
es lacht und lässt sie rasen.

9) Rückt Pestilenz heran,
und häufet alle Bahn
mit aufgeschwollnen Leichen,
so wird doch nicht erbleichen
durch Furcht, diejen'ge Seele,
die rein durch Jesus Höhle.

10) Liebkoset auch die Welt
durch Wollust, Ehr' und Geld
und suchet zu bestreiten
den Geist von allen Seiten,
wird dieser doch obsiegen
und jene unterliegen.

11) Selbst die verdammte Brut
der tiefsten Höllenglut,
die Teufel, müssen weichen
und ihre Segel streichen,
vor dem, der reines Herzen
und brennt die Glaubenskerzen.

12) Wenn gar der Höllenpfuhl
mit seiner Marterschul'
sich schrecklich möchte zeigen,
und dadurch noch zu beugen
den Geist vom Geist des Lebens,
ist alles doch vergebens.

13) Vergebens, weil der Mann,
der sich verlassen kann,
auf Jesus Blut und Wunden
und drin die Rein'gung 'funden,
auch unter Jesu Schirmen
ist frei von allen Stürmen.

Text:
Melodie: Auf meinen lieben Gott trau ich in Angst und Not