Wer das Kleinod will erringen    

1) Wer das Kleinod will erringen,
wer zum Lohn der bessern Welt
will hindurch als Sieger dringen,
zeig im Kampfe sich als Held!
Hier in seinen Übungstagen
muss er alles tun und wagen,
um der Hoffnung wert zu sein:
einst ist diese Krone mein.

2) Wie hat nicht der Herr gestritten,
als er mit dem Tode rang!
Welche Qualen er gelitten,
der den Kelch für alle trank!
Und nun sitzt er auf dem Throne,
und vor ihm, dem Menschensohne,
beugen alle nun ihr Knie,
für die er einst kämpfte hie.

3) Kämpften nicht und überwanden
seiner Wahrheit Märtyrer?
Was sie duldend einst empfanden,
fühlt und duldet keiner mehr.
Und doch trugen sie mit Freuden
der Verfolgung schwere leiden,
achteten nicht Schmach und Not,
Bande nicht, nicht Qual, noch Tod.

4) Und ich sollte unterliegen,
mich die Macht der Finsternis,
mich der Reiz der Welt besiegen?
Ist der Lohn mir nicht gewiss,
wenn ich meine Lüste dämpfe,
wenn ich unerschrocken kämpfe?
Sind auch meiner Feinde viel:
Herrlich ist der Lohn am Ziel.

5) Reiche mir aus deiner Höhe,
Herr, die Waffen selbst zum Streit,
dass ich unerschüttert stehe,
wenn mir Hass, Verfolgung dräut,
dass ich mich selbst überwinde
und die Lockungen der Sünde.
Dass ich meinem Vorsatz treu,
standhaft in Versuchung sei.

6) Herr, du kennest ja mich Schwachen,
siehest meines Kampfs Gefahr.
Du nur kannst mich stärker machen,
reichest du mir Kräfte dar.
Leid' ich auch, - des Lebens Krone
ist mir mehr als g'nug zum Lohne.
Wirst du nur mein Beistand sein:
o gewiss, dann ist sie mein.

Text:
Melodie: Unbekannt