1) Wenn sich, o Gott, mein Geist zu dir erhebet,
dich suchet, dich zu finden sich bestrebet,
so müsst er nicht an Eitelkeiten denken.
Dich müss er denken!
2) Sei du, mein Schöpfer, wenn ich dich betrachte,
mein einziger Gedanke! Herr, ich schmachte
dich recht zu kennen, und nach deinen Lehren
dich zu verehren.
3) Was ist im Himmel, Höchster, was auf Erden
das, so wie du, verdien', erkannt zu werden?
Nichts ist, das meinen Durst nach Heil so stille,
als deine Fülle.
4) Dich kennen, sei die erste meiner Sorgen!
Bist du gleich unerforschlich und verborgen,
so willst du doch, wenn wir dein Licht nicht hassen,
dich finden lassen.
5) Mit lauter Stimme lehren deine Werke
uns deine Weisheit deine Güt' und Stärke.
Auch hast du uns (sei hoch dafür gepriesen!)
selbst unterwiesen.
6) Und immer mehr willst du dich offenbaren,
wenn wir nur deine Lehren treu bewahren.
Wenn wir den Weg, den sie uns führen sollen,
nur wandeln wollen.
7) Zu diesem mir so seligen Geschäfte
erheb und stärke meiner Seele Kräfte!
Gib, wenn ich dich in deinem Worte höre,
dass nichts mich störe!
8) Ach, mein Verstand ist träg, ist leicht zerstreuet,
und irrt, weil er den Ernst des Denkens scheuet,
dir, Gott, entrissen, eh ich's inne werde,
zurück zur Erde.
9) Auch täuscht oft Stolz ihn, macht ihn leicht vermessen,
verführt ihn, seiner Grenzen zu vergessen.
Will mehr, als deine Lehren uns vegönnen,
von dir erkennen.
10) Steh mir denn bei und leite meine Seele,
dass sie den Weg zur Wahrheit nicht verfehle!
Verleih ihr, dass sie nicht so leicht ermüde,
ernst, Lust und Friede!
11) Dann werd ich immer besser dich erkennen,
dann täglich mehr von deiner Lieb' entbrennen.
Dir gern gehorchen, fröhlich dich erheben,
dir ewig leben!