1) Wenn sich, frei von Erdenschranken
in der Fülle der Gedanken
meine Seele aufwärts hebt,
und des künft'gen Lebens Schauer
durch die bang verhaltne Trauer
meiner tiefen Sehnsucht bebt.
2) Da, da spricht mir, wo ich stehe,
wo ich weinend, betend gehe,
Gottes heil'ge Nähe zu.
Alles will dann heilig werden,
jeder Sinn eilt von der Erden,
schauend nach der ew'gen Ruh'.
3) Doch die Seele fühlt mit Schrecken,
dass sie Schuld und Sünde decken,
dass sie Gott nicht schauen kann.
Und es steigt ihr Himmelssehnen
in der Reue bittern Tränen
gnadeflehend himmelan.
4) Wie ich mich in Demut beuge,
das zerknirschte Herz ihm zeige,
kehret Christus bei mir ein.
'Deine Sünden sind vergeben!'
spricht er, 'du wirst ewig leben,
du wirst ewig selig sein.'
5) Ob in mir die Sünd' auch mächtig,
doch der Glaube gotteskräftig
zur erlösten Seele spricht:
lass dir nicht vorm Dunkel grauen,
du wirst einst dein Heil auch schauen,
du wirst stehn in Gottes Licht.
6) Aus der Hoffnung Himmelshalme
sprosset schon die Friedenspalme,
die uns Trost und Kühlung weht.
Bis wir ew'ge Hütten bauen,
und im himmlisch-sel'gen Schauen
unser ganzes Leben steht.
7) Vater in des Himmels Höhen,
den kein Auge je gesehen,
Gott von ew'ger Gnad' und Huld!
So in Reue unsrer Sünden
deine eil'ge Näh' empfinden
ist Vergebung unsrer Schuld.