Wenn's Nacht ist, funkeln die Sterne    

1) Wenn's Nacht ist, funkeln die Sterne
am blauen Himmelszelt.
Wenn's Nacht ist, flüchte ich gerne
aus dieser in jene Welt,

2) Aus all dem lauten Gewimmel
in die stille Einsamkeit.
So bin ich näher dem Himmel,
obgleich er so hoch und weit.

3) Wenn's Nacht ist, kehr aus der Ferne
im Vaterhause ich ein.
Wenn's Nacht ist, rede ich gerne
mit meiner Seele allein.

4) Wenn's Nacht ist, höre ich Lieder
und schaue der Herrlichkeit Saum,
und Engel steigen hernieder
wie einst zu Jakob im Traum.

5) Wenn's Nacht ist, lass ich mein Leben
an mir vorübergehn:
mein Leiden, mein Wirken und Streben,
was durch mich und an mir geschehn.

6) Da ragt aus dem Heer der Gedanken
der eine: an Gottes Lieb'.
Bald kann ich nur jauchzen und danken,
bald wieder nur flehen: Vergib!

7) Wenn's Nacht ist, darf ich mich freuen
der heil'gen, geweiheten Nacht,
die, alle Welt zu erneuen,
den Jungfraunsohn uns gebracht.

8) Wenn's Nacht ist, muss ich gedenken
der Finsternis, die Ihn umfing,
als er am Kreuz, um Trost uns zu schenken,
von Gott verlassen er hing.

9) Wenn's Nacht ist, denk ich der Stunde,
da einst sie mich tragen zu Grab,
bleich, starr, mit geschlossnem Munde,
und senken im Sarg mich hinab.

10) Wenn's Nacht ist, hoff' ich in Wonne
ein seliges Auferstehn,
im Glanze der Ostersonne
dem Herrn entgegenzugehn. -

11) So ist auch die Nacht mir gesegnet,
so kann mir davor nicht graun,
vom Tau der Gnade beregnet,
bis Glauben sich wandelt in Schaun.

Text:
Melodie: Unbekannt