1) Wenn ich erwache, denk ich dein,
du Gott, der Tag und Nacht entscheidet,
und in der Nacht mit Sonnenschein
den finstern Mond bekleidet.
2) Er leuchtet königlich daher,
aus hehrer, ungemessner Ferne.
Und ungezählt, wie Sand und Meer,
stehn um ihn her die Sterne.
3) Welch eine Pracht verbreitet sich!
Die Dunkelheit, geschmückt mit Lichte,
sieht auf uns nieder, nennet dich
mit Glanz im Angesichte.
4) Du Sonnenschöpfer! Wie so groß
bist du im kleinsten Stern dort oben!
Wie unaussprechlich namenlos!
Die Morgensterne loben
5) Dich mit einander, in ein' Chor
geschlossen, wie zu jener Stunde,
als aus dem Chaos rief hervor,
ein Wort aus deinem Munde
6) Allmächtig diese Welten rief,
am Firmament herum gesetzet.
Du sprachst: - das Rad der Dinge lief,
und läuft noch unverletzet.
7) Noch voller Jugend glänzen sie,
da schon Jahrtausende vergangen!
Der Zeiten Wechsel raubet nie
das Licht von ihren Wangen.
8) Hier aber unter ihrem Blick
vergeht, verfliegt, veraltet alles.
Dem Thronenpomp, dem Kronenglück
droht eine Zeit des Falles!
9) Der Mensch verblüht, wie prächtig Gras,
sein Ansehn wird der Zeit zum Raube!
Der Weise, der in Sternen las,
liegt schon verwelkt im Stande!
10) Ich lese, großer Schöpfer, dich
des nachts in Büchern, aufgeschlagen
von deiner Hand. o lehre mich
nach deinem Lichte fragen!
11) Sei meiner Seele Klarheit, du
Regierer der entstandnen Sterne!
Und blicke meinem Herzen zu,
dass es dich kennen lerne.