Wenn die Nacht mit dunkler Hülle    

1) Wenn die Nacht mit dunkler Hülle
alles, was da lebt, umfängt,
wenn das Schweigen und die Stille
sich mit ihr vom Himmel senkt,

2) Wenn die munteren Gesänge
auf dem Feld und in dem Wald,
wenn der Freud' und Arbeit Klänge
sind verstummet und verhallt:

3) Dann auch gönnen sich die Quellen
und die Ströme keine Ruh',
und sie treiben ihre Wellen
immerfort dem Meere zu.

4) Lauter ist bei Nacht ihr Tönen
auf der vergeschrieb'nen Bahn,
zeuget mächt'ger von dem Sehnen,
das sie treibt zum Ozean.

5) In sich selber regt mit Wallen
unaufhörlich sich das Meer.
Kommt, so ruft sein lautes Hallen,
Ström' und Quellen, zu mir her.

6) So, wenn von der Welt Gewühle
bei der Nacht die Seele ruht,
strömen mächt'ger die Gefühle
zu dir hin, du höchstes Gut.

7) Lauter ist ihr innres Klingen,
wenn kein Laut das Ohr berührt,
während zu dem Meer sie dringen,
wohin sie die Gnade führt.

8) Zu dem Meere, dessen Wogen
tönen durch des Lebens Nacht,
dass wir werden fortgezogen
durch der ew'gen Liebe Macht.

9) Rausche laut zu allen Stunden,
Meer der Liebe, meinem Sinn,
bis ich ganz mit dir verbunden
und in dich versunken bin.

Text:
Melodie: Unbekannt