Wenn deinen Freund du hast gekränkt    

1) Wenn deinen Freund du hast gekränkt,
das ist ein großer Schmerz;
er geht einher in Leid versenkt,
dir bricht vor Weh das Herz.

2) Was gäbst du da nicht alles hin,
damit er dir verzeih
und dich umfang in Freundessinn
mit alter Lieb' und Treu'! —

3) Wie aber stehst du zu dem Freund,
der treu, wie keiner, liebt,
der's stets mit dir am besten meint,
für dich sein Herzblut gibt? —

4) O denk, wie oft du Ihn vergisst,
um deinen Weg zu gehn,
und doch dabei so ruhig bist,
als wäre nichts geschehn.

5) Bald fesselt dich die Kreatur,
bald ein Gedankenbild,
bald ist's der eigne Wille nur,
der ganz dein Herz erfüllt.

6) So gehst du manche Stunde hin, -
er bleibt dir wohl zur Seit', —
doch du hast keinen Blick für Ihn,
nichts, nichts, was Ihn erfreut.

7) Und wenn dann, wie auf Petrum einst,
sein Auge schaut auf dich,
wie kommt es doch, dass du nicht weinst,
wie Petrus, bitterlich?

8) O Herz, wie bist du noch so kalt,
wie arm an Lieb' und Treu'!
Wann macht des Heilands Liebsgewalt
dich von dir selber frei?

9) Wann wird dem allerbester Freund
dir auch der liebste sein? —
sieh, dann erst kannst du Freund und Feind
auch lieben fest und rein.

Text:
Melodie: Nun danket all und bringet Ehr