Weinen in den ersten Stunden    

1) Weinen in den ersten Stunden,
aller Schwachheit, aller Pein
immer unterworfen sein,
immer tiefe Herzenswunden,
Reizungen zu bösen Stunden
und verderbte Lust empfinden,

2) In so schweren Sorgen stecken,
so viel Falschheit, so viel Neid
dieser ganz verbosten Zeit,
Schmach, Verfolgung, Not und Schrecken,
unsrer Freunde herbes Klagen
und ihr stetes Leid ertragen.

3) Wünschen und doch nicht genießen,
glauben, und doch mit Betrug,
reisen, und doch mit Verzug,
lachen, und doch mit Verdrießen,
streiten, und doch selten siegen,
hoch sein, und doch unten liegen.

4) Mehr und mehr die Kräft' ablegen,
wenn uns Krankheit überfällt,
die hier ihre Zeiten hält,
und des schnellen Todes wegen
stets in Furcht und Hoffnung schweben:
dies ist unser ganzes Leben.

5) Sag nun, der du dich so sehnest,
der du so viel Wünsche tust
nach der eiteln Lebenslust,
und dich gar zu sehr gewöhnest,
deine Jahre lang zu zählen:
ist es nicht ein lauter Quälen?

Text:
Melodie: Unbekannt