Weil dir, o Gottes Freund, die sonn    

1) Weil dir, o Gottes Freund,
die Sonn' jetzt nicht mehr scheint.
So sitz ein wenig nieder,
richt zu dem Herren hin
dein ganzes Herz und Sinn
und alle Leibesglieder.
Betrachte, wie der Tag
jetzt seine Niederlag'
und Endschaft hat genommen:
also seist näher du
nun auf dein Ende zu
um einen Tag gekommen.

2) Erwäg und forsche nach,
was du für eine Sach'
am selben hast begangen,
ob du wohl irgend auch,
nach deinem alten Brauch,
was Sündlichs angefangen.
Dann bitt' durch deine Bitt'
die allerhöchste Güt',
dir Güte zu erweisen.
Hast Gutes du getan,
dann fang auch dafür an,
sie dankbarlich zu preisen.

3) Legst du von dir dein Kleid,
so merk, es kommt die Zeit,
da du musst alles lassen.
Sieh an dein Kammerbett
als deines Grabes Stätt',
die dich wird in sich fassen.
Und dass sie Christus hab
in seinem Todesgrab,
erwärmet und geehret.
Dir sei die Deck' ein Moos,
das unter seinem Schoß
einst deinen Leib verzehret.

4) Dein Leilach dir lass sein
das Tuch, da man hinein
dir deinen Leib wird nähen.
Der Schlaf sei dir dein Tod,
dein Wachen auch in Gott
ein fröhlichs Auferstehen.
Weil sich nun mancher legt,
dass er sich nicht mehr regt,
bis die Posaunen klingen.
So sei ermahnet dann,
fang im Bett fröhlich an,
den Höchsten zu besingen.

5) O Klarheit, die die Nacht
durch ihre Macht gemacht,
samt allen Finsternissen,
für der die Dunkelheit
und jene finstre Zeit
stets hell erscheinen müssen.
Du siehst ins Dunkle 'nein,
gleichwie in einen Schein.
Und was ich im Verborgnen
getan hab und geredt
zuwider dir, das steht
vor dir am hellen Morgen.

6) Recht lass nicht, sondern Gnad'
für meine Missetat
und Schuld mir widerfahren.
Vor Finsternissen Werk
auch deiner Hände Stärk'
gewaltig mich bewahren,
dass deine reine Lieb'
ich irgend nicht betrüb
einst durch betrübten Handel.
Erleuchte mein Gesicht,
dass ich vor dir im Licht
und wie am Tage, wandel.

7) Send ab der Engel Heer,
die starke Himmelswehr,
um mich in meine Kammer,
dass es von Seel' und Leib
in dieser Nacht, vertreib
all'n argen Prast und Jammer.
Und ich von dir dabei
im Schlaf erleuchtet sei,
wie mir die Sonne schiene.
Gib deinen Gaben zu,
dass diese meine Ruh'
auch deinem Namen diene.

8) Soll ich einst schlafen gehn
und zu mir nahen sehn
des letzten Tages Ende,
alsdenn ich meine Seel'
erfreulich dir befehl,
in deine treuen Hände,
wie mir der Schlaf allzeit
des Todes Bild bedeut',
weil ich noch leb auf Erden.
So lass mir auch, o Gott,
in meinem Tod den Tod
zum Bild des Schlafes werden.

9) Der Fürst des Lebens hat,
nach seinem Gnadenrat,
dem Tode sich ergeben.
Durch seines Todes Macht
hat Herrlich er gebracht
uns aus dem Tod ins Leben.
Deswegen soll auch ich
von Herzen williglich
nach meiner Pflicht und Schulden
für seiner Wahrheit Lehr'
und hohen Namens Ehr',
angst, Not und Tod erdulden.

10) Damit, wie ich in Pein
gleichförmig ihm muss sein,
in diesen Todeszeiten,
ich auch am Lebenstag
ihm ähnlich werden mag,
an Ehr' und Herrlichkeiten.
Da erstlich mir verschafft,
sein Auferstehungskraft,
dass ich werd' auferstehen
mit ihm auf seine Stimm'
und vollends ein mit ihm
zur steten Ruhe gehen.

Text:
Melodie: Unbekannt