Was soll, Jesu, meine Liebe    

1) Was soll, Jesu, meine Liebe,
ich dir singen für ein Lied?
Dies, wozu mit süßem Triebe
mich sein eignes Gleichnis zieht.
Er vergleicht sich einem Stocke,
der mit edlen Leben prangt,
o wie lieblich und verlangt,
dass ich, ihm zu Ehr und Schmucke,
auch als eine frische Red'
allzeit an ihm hang und kleb.

2) Ja, er gibet mir zum Kleben
aus sich selbst den Nahrungssaft,
macht, dass ich in ihm kann leben,
grünen, blühn durch seine Kraft.
Er hat an die Wasserbäche
mich gepflanzt, als ich getauft.
Sein Blut, womit ich erkauft,
stärket meines Wachstums Schwäche,
wenn er, ob's den Feind schon kränkt,
mich im Abendmahl mit tränkt.

3) Zwar es hat mich oft gestochen
ein vergifter Sündenwurm.
Doch hat er nicht abgebrochen
mich in seines Grimmes Sturm.
Vielmehr hat er mich erhalten,
und mit seiner Liebe Seil
fest umwunden, frisch und heil
mich gemachet. Ja, die Spalten
seiner Seiten aufgetan,
dass ich wohl bekleiben kann.

4) Lass mich hier, o Stamm des Lebens,
Saft aus deiner Wurzel ziehn,
an dir hangen nicht vergebens
und in wahrer Tugend blühn.
Lass mich ganz in dich eindringen
mit des Glaubens Fäserlein
und so in dir fruchtbar sein.
Aus mir selbst kann ich nichts bringen,
als nur herbe, bittre Frucht,
die dein heilig' Wort verflucht.

5) O reiß ab die wilden Ranken,
und was mich von dir abhält,
dass Gedanken, Worte, Taten,
nicht mehr schmecken nach der Welt.
Mache, was noch roh und bitter
durch der Gnaden Sonnenschein,
dir gefällig, reif und rein,
und lass auch das Ungewiter,
unter deinem Trost und Schutz
mir gewähren Heil und Nutz.

6) Ach, lass meine Seele schmecken,
wie gut an dir hangen sei!
Mache mich von Dorn' und Hecken
meiner eigner Unart frei!
Lass mich in mir selbst geringe,
dürre werden und zunicht',
dass dein Leben, Geist und Licht
desto stärker in mich dringe,
und zu deinem Lob und Preis
kräftig sich in mir erweis'.

7) So soll denn der Schluss fest bleiben:
du in mir, und ich in dir.
Weg, was mich davon wollt' treiben,
Welt und Teufel schaff nichts hier.
Alles Leid, Not und Beschwerden
können mich nicht reißen ab.
Bringt der Tod mich gleich ins Grab,
sendt er mich nur in die Erden,
dass, wenn nun der Frost vorbei,
mich ein steter Lenz erfreu.

Text:
Melodie: Sollt ich meinem Gott nicht singen