Was soll ein Christ sich fressen    

1) Was soll ein Christ sich fressen
und nur sein Leid ermessen,
nicht auf den Herren sehn,
den aus dem Kreuze schließen,
ohn' welchen, wie wir wissen,
kein Unglück kann geschehn?

2) Ohn' Gott vermag uns allen
kein Härchen zu entfallen,
kein Finger weh zu tun.
Er kann nicht mehr als wachen
für seiner Herde Sachen,
wie vormals, so auch nun.

3) Sollt Er es anders meinen
als gut mit uns, den Seinen:
das glaub' ich ewig nicht.
In Trübnis uns verlassen
und unbarmherzig hassen
ist wider seine Pflicht.

4) Er weiß sich anzustellen,
als stürzt' Er uns zur Höllen
und wär' uns spinnenfeind,
bleibt doch in allen Nöten,
- ja, möcht Er uns auch töten, -
der allerbeste Freund.

5) Er kann mit tausend Leiden
sich so und so verkleiden
in wilder Löwen Haut,
ist aber treu an Sinnen
und wird bei ihm von innen
ein Vaterherz geschaut.

6) Mit unbekannten Wegen
ist er uns überlegen,
sein Rat kommt uns nicht bei.
Doch bleibt sein weiser Handel
und unerforschter Wandel
von allem Tadel frei.

7) Er pflegt nur seinen Frommen
so grausam vorzukommen,
wer weiß es, was Er sucht?
Er leitet uns zum Guten
und hält durch scharfe Ruten
uns in der Kinderzucht.

8) Drum, o betrübte Seelen,
schaut aus den Trauerhöhlen
auf seines Trostes Licht.
Dem, der euch hat gequälet
und wund geschlagen, fehlet
es auch an Hilfe nicht.

9) Bedenkt, wie's dort geschrieben:
uns, die wir Gott recht lieben,
nutzt alles Kreuz und Pein.
Das Leid muss unsre Wonne,
der Regen unsre Sonne,
der Tod das Leben sein.

Text:
Melodie: In allen meinen Taten lass ich den Höchsten raten