1) Was seufzest du, o Mensch, an dunkler Gruft,
wie an dem Rand der Welt?
Was schrecket dich des Grabes Moderduft,
wenn deine Blüte fällt?
Lass fallen deine Blüte,
lass brechen das Gezelt!
Längst hat des Schöpfers Güte,
ein andres Haus bestellt.
2) Blick auf getrost! Was schimmert aus der Höh'
beim Graun der Mitternacht,
wie Feuersglut aus einem dunklen See
in immer gleicher Pracht?
O Strahl aus fernem Reiche,
o Wonn' im Erdenleid!
Der Himmel selbst wird Zeuge
für dich, Unsterblichkeit!
3) So zage nicht! Der schmalbegrenzte Raum,
ob auch von Gütern schwer.
Dein jetzig Haus, die Erde, war ja kaum
ein Tropfen in dem Meer.
Flieg hoch auf deinen Schwingen,
o gläubiges Gemüt,
dies Lichtmeer zu durchdringen,
wo Well' auf Welle zieht!
4) In Wohnungen aus solchem Stoff gebaut,
der auch durch Wolken bricht,
welch' Wunder schafft, der dort hernieder schaut,
in ihrem Strom von Licht?
Wie mag die Blume blühn
im schattenlosen Tal?
Wie mag der Geist dort glühn,
hoch über Nacht und Qual?
5) Noch weißt du nicht, wo Christi Gottesstadt
aus jenen Welten blinkt.
Wo schon die Ruh', die er bereitet hat,
dem müden Pilger winkt.
Vielleicht auch geht von Sternen
zu Sternen auf dein Flug,
wohin aus diesen Fernen
dich nie dein Auge trug.
6) Genug, mein Geist, wenn deine Hütt' erbebt,
vom Erdensturm gerührt,
dann jauchz' empor, wo hoch das Weltall schwebt,
von sichrer Hand geführt:
aus dunkler Grabes-Pforte
zieht nun der Fremdling aus.
Fest stehen Christi Worte
und fest sein Vaterhaus!