Was magst du, Christenherz, dich quälen    

1) Was magst du, Christenherz, dich quälen
mit Unruh lang gewährter Pein:
der Himmel hat für kranke Seelen
ein sichres Mittel, das allein
in allem Kreuz und Nöten nutzet,
ein wunder-hochbewährtes Stück,
worauf der schwächste Kranke trutzet.
Was dann? Nur zur Geduld dich schick!

2) Brauch aller Apotheker Waren,
und was die Erd' an Kräutern hegt,
man hat zu aller Zeit erfahren,
dass es nur größre Wunden schlägt,
wenn nicht auch die Geduld vor allen
für's Hauptrezept wird beigesetzt.
Kein Kreuzmann ist noch je gefallen,
der sich an diesen Probstein wetzt.

3) Ob's gleich ganz bitter übel schmecket
wie Gall' und Essig untermengt,
hat's doch viel Jammer schon ersticket
und großen Kummers Kraft versenkt.
Ein Sklav' erschrickt ob seinen Banden,
wenn er die Fessel klingen hört.
So wenn die Ungeduld vorhanden,
werden die Schmerzen nur vermehrt.

4) Das Kreuz steht ja, du großer Sünder,
ja, selbst der Tod zur Straf' dir zu:
drum suchen fromme Schmerzenskinder
im Kreuz vielmehr versüßte Ruh'.
Je größer Kreuz, je näher Himmel,
ohn' Kreuz entfernet man sich Gott:
ein unbekreuztes Weltgetümmel
bringt ganz gewiss den strengen Tod.

5) Drum woll du immer hin, dein Wollen
soll stets, mein Gott, mein Will' auch sein.
Du mengst ja, wenn wir leiden sollen,
allzeit von Kraft und Stärk' was ein.
Dein bittres Wollen schmeckt mir süßer
als aller Erden Lustbarkeit,
wurd' doch mein Heil und Sündenbüßer
zu Gottes Willen selbst bereit.

6) Drum ist's auch Jesu noch dein Wille,
dass, was Du willst, ich leiden soll.
Ich halt Dir auch ganz willig stille,
denn Straf' zur Wohltat leidt sich wohl.
Hier Kampf, dort Kron': Dort Freud', hier Leide,
hab ich's doch ohne dem verschuldt,
was ist um kurzes Leid für Freude,
die ewig dau'rt: Drum nur Geduld!

Text:
Melodie: Wie groß ist des Allmächtgen Güte