Warum verstößt du uns so gar    

1) Warum verstößt du uns so gar,
ach Gott, ohn' all' Barmherzigkeit,
bist grimmig, zornig immerdar
Über die Schäflein deiner Weid'?
Denk doch an die liebe Gemein',
die du erworben hast vorlängst
und die erlöst zum Erbteil dein:
gedenk an Zion, da du wohnst!

2) Wir sehn nicht mehr die Zeichen groß,
und kein Prophet uns predigt mehr,
Kirchen und Schul'n stehn öd' und bloß,
man lehrt nicht mehr gesunde Lehr!
Ach Gott, wie lang soll währen noch
die Schmach, die man uns angetan,
soll denn der Feind stets fahren hoch
zu lästern deinen werten Nam'?

3) Zieh doch von uns dein' Hand nicht ab,
verlass ja nicht die liebe G'mein!
In deinem Schoß ihr' Ruh' sie hab',
unter dem Schutz der Rechten dein!
Mein König und mein Herre Gott,
das ist dein Nam' von Alters her,
du bist, der alle Hilfe tut,
die uns geschieht auf dieser Erd'!

4) Dein' Kraft zertrennt das wütend' Meer,
der Drachen Köpfe du zerbrichst,
zerschlägst der Walfisch' Köpfe sehr,
gibst sie zur Speis', üb'r Zuversicht.
Dein'm Volk, das wohnt im öden Land,
gibst Brunnen du und Quellen reich.
Wiedrum durch dein Befehl zuhand
versiegen Wasserström' zugleich.

5) Dein ist, Herr, beides, Tag und Nacht,
du machst, dass Sonn' und alle Stern',
ihren Lauf haben stets in Acht,
und geben Zeichen nah und fern!
Den Landen Grenzen überall,
sommers und Winters Unterscheid
dein' göttlich Macht schafft allzumal,
denn du regierest allezeit.

6) So denk doch und zieh dir zu G'müt,
dass der Feind, Herr, dich selber schmäht!
Dein heil'ger Nam' gelästert wird
vom tollen Volk, das nichts versteht.
Gib nicht zum Raub dem grimm'gen Tier
die Seel' der Turteltauben dein.
Wir armen Würmlein klagens dir
in Gnad' wollst unser eing'denk sein!

7) Gedenke, Herr, an deinen Bund,
den du mit uns hast aufgericht't.
Die Häuser sind verheert zu Grund,
das Land zerrissen jämmerlich!
Lass nicht, Herr, die geringen Leut'
hingegen ohne Hilf und Rat:
der Arm und Elend rühmt mit Freud
dein'n heil'gen Namen, früh und spat.

8) Mach dich, Herr, auf zur Hilf' bereit
und führ aus mächtig deinen Sach'!
Denk, dass von Toren jederzeit
dir widerfähret solche Schmach.
Vergiss nicht deiner Feind' Geschrei:
ihr Toben nimmt sehr überhand,
sie werden nur ärger dabei,
wenn du, Herr, nicht tust Widerstand.

Text:
Melodie: Erbarm dich mein o Herre Gott