1) Vorbild wahrer Menschenliebe!
Jesu deines Mitleidstriebe!
Zogen dich herab auf Erden,
der verlornen Heil zu werden,
und für sie sogar dein leben
in den Tod dahin zu geben.
Wo ist jemand, der die größe
deiner Lieb und Huld ermesse!
2) Ohne Vorteil zu begehren,
sich in anderer Dienst verzehren,
Jedem gerne gut's erzeigen,
zu Beleidigungen schweigen,
auch an Feinden Wohltat üben;
das heißt Menschen göttlich lieben.
Und wie voll von solcher Güte,
war, Erlöser, dein Gemüte!
3) O du Zuflucht der Elenden!
wer hat nicht von deinen Händen,
auf sein redliches Verlangen,
Hülfe, Ruh' und Trost empfangen?
O wie pflegtest du zu eilen,
das erbetene zu erteilen!
Freude war dir's, Seligkeiten
schon auf Erden auszubreiten.
4) Menschenseelen zu beglücken,
Reuerfüllte zu erquicken,
Unverständige zu belehren,
Abgewichene zu bekehren,
Sünder, die sich selbst verstocken,
liebreich zu dir hinzulocken:
war dein tägliches Geschäfte,
selbst mit Schwächung deiner Kräfte.
5) Und wie hoch ist dein Erbarmen,
da du, Mittler, von uns Armen
Gottes Strafen abzuwenden,
unter frecher Mörderhänden
Angst und unerhörte Schmerzen
littest mit gelass'nem Herzen;
Als ein Missetäter starbest,
und uns ew'ges Heil erwarbest.
6) Deine Huld hat dich getrieben,
Sanftmut und Geduld zu üben,
Hass mit Hass nicht zu vergelten,
deine Schmäher nicht zu schelten,
allen freundlich zu begegnen,
die dich lästerten, zu segnen,
deine Mörder zu vertreten,
und für sie zu Gott zu beten.
7) Demuth war bey Spott und höhne
Deiner tugend schmuck und krone;
Nie hast du nach Ruhm getrachtet,
Noch auf menschen lob geachtet.
Deines vaters heil'gen willen
Mit gehorsam zu erfüllen,
Uns zum Himmel zu erheben,
War der zweck von deinem leben.
8) Lass mich, Herr, zu meinem segen
Deinen Wandel oft erwgen:
Lass mich in der angst der sünden
Trost und Hilfe bey dir sinden!
Heilige auch meine triebe
Zu rechtschaff'ner Menschenliebe!
Lass mich immer mehr auf erden
Deinem bilde ähnlich werden!