1) Vor meinem Fenster sang der Fink:
"Heraus ins Freie, frisch und flink!
Der Frühling ist ja kommen!"
ich ging - noch in der Mauern Kluft -
da kam schon lind und lau die Luft
entgegen mir geschwommen.
2) Und wie ich schreite durch das Tor,
steigt jubelnd eine Lerch' empor,
als flög sie in den Himmel.
Lustwandelnd lenk ich querfeldein:
Blauveilchen duftet schon am Rain,
am Bach dir goldne Primel.
3) Wohin ich seh: die Bäume weiß,
und laubig schon der Büsche Reis,
und sammetgrün die Halde.
Und wie ich wieder steh und horch:
am Weiher klappert laut der Storch,
der Kuckuck ruft im Walde.
4) So lug und lausch ich, bis von fern
am Himmel blinkt der Abendstern,
und rings die Glocken gehen.
Nun tracht' ich heim, o Nachtigall,
da bringt mir deines Liedes Hall
der Nachtluft sanftes Wehen.
5) Und als ich nochmal rückwärts schau,
erglühen Wald und Strom und Au
im goldnen Abendrote.
O Finke, des gedenk ich lang,
wie mich herausgelockt dein Sang,
du lieber Frühlingsbote.