1) Von Gnad und Wahrheit mächtig,
kommst du, Herr Jesu Christ!
Doch nicht von außen prächtig,
obschon du König bist
und allen Königreichen,
wie groß auch ihre Pracht,
befehlen kannst zu weichen.
Noch birgst du deine Macht.
2) Du bist zu uns gekommen
in der Erfüllungszeit
und hast an dich genommen
des Fleisches Niedrigkeit.
Damit uns werd' erwecket
die Herrlichste Gewalt,
so hast du dich bedecket
mit armer Knechtsgestalt.
3) Dein Ansehn wird verachtet,
die Welt hält es für schlecht.
Und so wird noch betrachtet
ein jeder deiner Knecht'.
Mit Schimpf wird der belohnet
von der Vernunft der Welt,
bei welchem Demut wohnet
und der nach dir sich hält.
4) Dein Geist woll uns entfernen
von äußerlichem Schein.
Gib, dass von dir wir lernen
von Herzen niedrig sein.
du, Höchster, wirst geringe
und heischest nicht von mir ,
zu lernen große Dinge,
nur sanften Mut von dir.
5) Komm in des Herzens Tempel
und mach uns doch geschickt
zu folgen dem Exempel,
das man in dir erblickt.
Sonst alles ist vergebens,
wo man nicht Demut liebt,
die Richtschnur unsers Lebens
ist das, was du geübt.
6) Die Demut ist die Kerze
und überschönes Licht,
wodurch uns in das Herze
die Selbsterkenntnis bricht,
die uns kann unterweisen,
wie man die Welt verschmäht
und die uns lehret preisen
des Höchsten Majestät.
7) Lass mich, o Jesu, streben
nach diesem, wie du mir
befohlen hast zu leben,
kommt's mir gleich seltsam für.
Zwar bin ich viel zu wenig,
zu tun, was vor dir gilt.
Du, Herr, bist unser König:
mach aus mir, was du willt.