Von all den längstvertrauten Bildern    

1) Von all den längstvertrauten Bildern,
die uns in wechselndem Symbol
des Heilands göttlich' Wesen schildern,
das lieblichste ist eines wohl:
den Stab zur Hand zum Schutz und Leiten,
das müde Lämmlein auf dem Arm,
und folgend ihres Hirten Schreiten
die Herde fröhlich ohne Harm.

2) Die ihr noch zögert, Ihn zu nennen,
noch abgewendet Seinem Licht,
lernt Ihn in diesem Bilde kennen,
und widerstehen könnt ihr nicht!
O, seht in Seinen Augen leuchten
der treusten Liebe Himmelstrahl,
euch muss der kalte Blick sich feuchten,
und wär es auch zum ersten Mal!

3) Doch nicht ein weichlich schönes Rühren
erwecke nur dies Bild in dir,
im tiefsten Herzen musst du's spüren:
er ist der gute Hirt auch mir!
Ich darf mich zählen zu der Herde,
für die das höchste Er getan,
und welcher durch die Flur der Erde
er nun zur Heimat geht voran! -

4) Wenn Angst und Sorgen dich bedrängen,
wie böse Geister in der Nacht,
und gerne dich zum Kleinmut zwängen, -
getrost, der gute Hirte wacht!
kein Mietling, der dich feig verließe,
er steht dir bei mit seinem Stab.
Dass Er den Himmel dir erschließe,
ging Er voran selbst durch das Grab.

5) Und wenn du in dem Kampf des Lebens
verzagend stehst auf schwankem Steg,
ratlos im Nebel spähst vergebens, -
getrost, der Hirte weiß den Weg!
Er kennt dein Fürchten und dein Sehnen,
schick, was zum Heil dir dienen muss,
und über deinen ird'schen Plänen
steht Seiner Weisheit milder Schluss.

6) Und wenn einmal durch Prüfungsgluten
durch Dornen rau die Straße geht,
dass dir das Herze möcht' verbluten,
das Auge heiß in Tränen steht, -
getrost, dem Hirten darfst du's klagen
und alles legen an Sein Herz.
Er hat den Dornenkranz getragen,
er hat gelitten jeden Schmerz!

7) Und muss die Armut dich beschweren
mit Fragen um dein täglich' Brot,
du darfst ihr mit Vertrauen wehren, -
getrost, der Hirte sieht die Not!
Er führt die Seinen ja zur Weide,
er zeigt den Quell im Wüstensand,
gleich Blumen auf der Au lässt Freude
auch sprossen Seine güt'ge Hand.

8) Vor allem aber will Er leiten
zu einer Aue sonnenhell,
da darf der Ärmste fröhlich weiden,
heil trinken an dem frischen Quell:
das Wort des Lebens, ewig grünend,
die Kraft des Lebens, geistgeweiht,
er selbst, erquickend und versühnend
in herzlicher Barmherzigkeit!

9) Wie oft sind wir in leichtem Sinne
entlaufen schon der treuen Zucht,
wer ward dann nicht Sein Locken inne,
wen hat der Hirte nicht gesucht?
Und wärest du von Schuld beladen,
die niemand dir vergeben kann,
kommst du zu Ihm auf Reuepfaden -
getrost. Er nimmt dich auf und an!

10) So sei gegrüßt und sei gepriesen,
du unser Herr und guter Hirt!
Lass alle deine Huld genießen,
o hilf, dass keins von Dir verirrt,
bis die Verheißung Wahrheit werde
- Der schönsten eine, die Du sprachst -
bis dass ein Hirt und eine Herde,
wenn Du die letzten Schranken brachst!

Text:
Melodie: Wie groß ist des Allmächtgen Güte