Verzieh, mein Auge, dich zu schließen    

1) Verzieh, mein Auge, dich zu schließen,
bewundre die ehrwürd'ge Nacht.
Säum, ihre Wohltat zu genießen,
erkenne den, der sie gemacht:
das Dunkle kann ihn nicht verhehlen,
die tiefe Stille schweigt ihn nicht,
den Gott, des' Macht die Stern' erzählen,
des' Huld des Mondes Schatten spricht.

2) Monarch so ungeheurer Welten,
wie sicher ruht, den du bewachst!
Doch, wohin flieht vor deinem Schelten,
dem du den Schlaf erschrecklich machst!
Wenn dich die Finsternisse rächen,
ist nirgends Rettung vor dem Graun,
ein Herz, das rein ist vom Verbrechen,
sonst keine Zuflucht gibt Vertraun.

3) Wohl dem, der deine Größe kennet,
und sie zu seiner Zuflucht macht!
Du nimmst, wenn dein Gericht entbrennet,
ein Herz, des' Gott du bist, in Acht.
Wem du die Missetat vergibest,
sieht ruhig, wenn die Welt zerbricht.
Er weiß, du Gott, der du ihn liebest,
du Gott, sein Schutz, vergehest nicht.

4) Du Gott bewachst auch meine Seele,
sie irrt oft, doch sie hasst dich nie.
Eh' ich noch meine Sünden zähle,
vergibest und vertilgst du sie.
Wenn Frevler deinen Zorn erwecken,
so schützt mich deines Sohnes Blut.
Mich darf der Weltensturz nicht schrecken,

Text:
Melodie: Wie groß ist des Allmächtgen Güte