Unter Sonnenschein und Regen    

1) Unter Sonnenschein und Regen
keimt des Frühlings Saat empor
und es geht oft reicher Segen
aus Gewittersturm hervor.
Also leitet uns durch Freuden,
wechselnd oft mit schweren Leiden,
er, der zur Unsterblichkeit,
die hier wallen, eingeweiht.

2) Ja, nicht für dies kurze Leben
schuf uns, Ew'ger, deine Hand.
Dort, wohin wir hoffend streben,
dort sei unser Vaterland -
sagt dies ahnungsvolle Sehnen
und der Blick auf stille Tränen,
die hier einsam, ohne Freund,
oft verlassne Unschuld weint.

3) Hier ist Aussaat, jenseits winket
erst der Erntetag uns zu.
Wo des Lebens Sonne sinket,
nimmt uns auf das Land der Ruh'!
Streben sollen wir auf Erden,
jener Ruhe wert zu werden,
reifen für die Ewigkeit,
ist der Zweck der Lebenszeit.

4) Nur für dieses rege Streben
ward der Trieb zur Tätigkeit
uns von Gott ins Herz gegeben.
Wehe dem, der ihn entweiht!
Aber wer zum großen Ziele
blickt mit sehnendem Gefühle,
jede Stunde seiner Zeit
nützet für die Ewigkeit.

5) Wer, um andre zu erfreuen,
eigne Freuden gern vermisst,
Saat des Guten auszustreuen,
wem dies hohe Wonne ist,
wer mit stiller Würde duldet
leiden, die er nicht verschuldet,
wer der Wahrheit Stimme hört,
und ihr willig Treue schwört:

6) O, der wandelt schon hienieden
der Vollendung heil'gen Pfad,
fühlet unnennbaren Frieden,
wenn des Lohnes Stunde naht.
Freudig hoffend darf sein Leben
er dir, Vater, wiedergeben,
reifen zur Unsterblichkeit,
war ihm Zweck der Prüfungszeit.

Text:
Melodie: Jesu, der du meine Seele