1) Unendlicher denk ich an dich
und an der Menschen Würde,
dann wird es still und licht um mich:
ich fühle keine Bürde.
Nicht, für den kurzen Raum der Zeit,
zum Wirken für die Ewigkeit
ward ich von dir geschaffen!
2) Verbreitet über die Natur
ist deiner Liebe Segen.
Wohin ich seh, auf jeder Flur,
strahlt Freude mir entgegen.
Und dies Gefühl der reinsten Lust,
wer pflanzte dies in unsre Brust,
als du, du Gott der Liebe?
3) Du tatest mehr, du gabst das Licht,
wodurch wir dich erkennen.
Mit reiner, großer Zuversicht
dich unsern Vater nennen.
Das unser Herz zum Glauben weiht
an lohnende Unsterblichkeit;
du gabst Vernunft uns allen.
4) Durch sie geadelt, frei und groß,
ruft oft mit kühnem Blicke
der Mensch sich aus der Zeiten Schoß
Jahrtausende zurücke.
Und in der Vorwelt Taten ehrt
er Menschengröße, und belehrt,
sucht er ihr nachzukommen.
5) Er weiß, es wird der Wahrheit Licht
ihm niemals untergehen.
Durch Nacht und Vorurteile bricht
ihr Glanz, - sie wird bestehen.
Ihm ist ein Herz, das Tugend liebt,
und Kraft zu adeln Pflichten gibt,
das höchste Gut auf Erden.
6) Und müsst er auch durch Sorg' und Müh'
der Tugend Wert erringen,
er würde gern, geböte sie,
sein Leben ihr zu bringen,
auch dieses ihr zum Opfer weihn,
er weiß, zu diesem Zweck allein
ward's ihm von Gott gegeben.
7) Auch ungesehn und unbelohnt
wird nie der Edle müde.
In seiner stillen Hütte wohnt
der Unschuld Himmelsfriede.
Er tröstet, rettet und erfreut,
und findet hohe Seligkeit
im Glücke seiner Brüder.
8) Gott, treu bewahren lehre mich
der Menschheit hohe Würde!
Wer sie bewahret, ehret dich,
trägt leicht des Lebens Bürde.
Hört ruhig deinen letzten Ruf,
Herr, der zur Ewigkeit uns schuf
und scheidet sanft in Frieden.