1) Traute Freundin meiner Seele,
stille Nacht,
du vernimmst, wenn ich erzähle
Gottes Pracht,
kennest meines Herzens Sehnen,
siehest alle meine Tränen.
2) Ruhe hält in ihren Armen
Stadt und Flur,
Gottes ewiges Erbarmen
wachet nur.
Nahet im Gestirn dem Seher,
tritt dem frommen Herzen näher.
3) Sei gegrüßet, heil'ge Stille!
Führ mein Herz
sich entschwingend seiner Hülle
himmelwärts.
Lass vor meinen Gott mich treten
und mit heißer Inbrunst beten.
4) Ja, in seiner Welten Mitte
Kniee ich,
ja, ich fühl's, mit leisem Tritte
nahet sich
der Begeist'rung heil'ger Schauer.
Lüfte, wehet sanfter, lauer!
5) Ich erkühne mich zu sprechen,
Gott, zu dir,
will die schönste Blume brechen,
welche mir
in des Lebens Garten blühet
und in ew'ger Schönheit glühet.
6) Dieser Stunde heil'ge Blume
blühet fort
mir zur Wonne, Dir zum Ruhme
hier und dort.
Gott, Dir hab' ich ja geschauet,
hab' mein Herz Dir anvertrauet!