1) Trage deines Lebens Bürde
durch der Zeiten Sturm dahin,
vor des Mutes heitrer Würde
müsse feige Klage fliehn
und die Seele still und rein,
wie in Frühlingsabend sein!
2) Seht, die Sonne sank hernieder,
Wolken tragen Himmelsglanz,
und der Vögel Ruhelieder
feiern in der Wipfel Kranz.
Ruhe tönt aus jedem Schmerz,
ruhe, ruhe Menschenherz!
3) Aus der heilgen Ätherferne
senden durch die dunkle Nacht
milde Strahlen Gottes Sterne,
glänzt der Mond in stiller Pracht.
Friede blinkt sein sanfter Schein,
Friede über Flur und Hain.
4) Mag die Natter uns umschleichen,
die Verleumdung uns umspähn.
Nimmer werden Engel weichen,
wo sie gute Menschen sehn.
Der Gerechte schläft in Ruh',
Gott schließt dessen Augen zu.
5) Schlaf, du mohnumkränzter Knabe,
auch du heiterst unser Los,
das Vergessen ist die Gabe,
die entsinket deinem Schoß.
Süßer Schlaf: in deinem Arm
schwindet jeder Erdenharm.
6) Reicht noch einmal euch die Hände!
kurz ist jene Trennungszeit.
An das dunkle Lebensende
grenzt die heitre Ewigkeit.
Blüten fallen! - Weste wehn:
'Wiedersehen, Wiedersehn!'