1) Tochter Zions, freue dich,
siehe deinen König kommen!
Schon hat ihn das Volk für dich
jubelnd in Empfang genommen
und begrüßt ihn überall
laut mit Hosianna-Schall.
2) Und die Jünger sehen schon
ihren Meister sich verklären,
sehen ihn auf Davids Thron
als den König aller Ehren,
und die Feinde, die ihn schaun,
Überfällt ein banges Graun.
3) Aber traurig ist sein Blick
auf Jerusalem gerichtet,
er nur weiß, wie sein Geschick
sich in Davids Stadt vollendet,
höret durch den Jubelton,
ach, das 'Kreuzge! Kreuzge!' schon.
4) Und was noch kein Auge sah,
ist vor seinem Blick gelichtet,
und er sieht auf Golgatha
hoch das Kreuz für sich errichtet,
dran er unter Qual und Not
leiden muss den bittern Tod.
5) Vor ihm lieget hoch und hehr,
bräutlich aufgeschmückt zum Feste,
seiner Väter Stadt, doch er
sieht nur wüste Trümmerreste,
die mit Leichen ohne Zahl
Übersät der blutge Stahl.
6) Und er spricht und weint dazu
und sein Auge muss sich senken:
'Wär dir's kund, so würdest du,
was zum Frieden dient, bedenken.
Aber ach! vor deinem Blick
ist verborgen dein Geschick!'
7) Wieder wird sein Auge hell,
für die Sünder will er büßen
und ein neuer Lebensquell
soll von seinem Kreuze fließen,
der mit seiner Gotteskraft
neues Leben wirkt und schafft.
8) Und er sieht im Geiste schon
alle Welt zu seinen Füßen,
höret an des Kreuzes Thron
ihn die Völker 'König!' grüßen,
schaut in selgen Himmelshöhn
neu die Gottesstadt erstehn.
9) Und was er im Geist erblickt,
hat auch uns sich kundgegeben,
und wir stehn am Kreuz erquickt.
Denn vom Kreuze fließt das Leben,
das mit seiner heilgen Flut
noch auf Erden Wunder tut.
10) Aus des Todes finstrer Haft
frei für alle Zeit geworden,
wandern wir in Gottes Kraft
fröhlich nach den hohen Pforten
jener selgen Himmelsstadt,
die uns Christ verheißen hat.